Detailergebnis zu DOK-Nr. 69099
Die "Captives" sind die eigentlichen Mobilitätspioniere: zum Innovationspotential einer marginalisierten Bevölkerungsgruppe
Autoren |
S. Daubitz |
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Sachgebiete |
5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen |
Öffentliche Mobilität: Perspektiven für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung. 2., akt. u. erw. Auflage. - Wiesbaden: Springer VS, 2014, S. 189-200, 1 B
Der Autor setzt sich kritisch mit den Marketingstrategien der Verkehrsbetriebe auseinander. Er stellt fest, dass sich diese Strategien an Personengruppen richten, die den Nahverkehr bisher nicht nutzen (Pkw-Nutzer), und dabei aber wenig erfolgreich sind. Demgegenüber schlägt er vor, sich stärker an den Bedürfnissen und Wünschen der sogenannten "Captives" zu orientieren. Für diese "Gefangenen" gibt es selten oder nie eine Alternative zum Öffentlichen Nahverkehr. Zu ihnen zählen die bekannten 4 "A": Alte, Arme, Arbeitslose und Ausländer. Diese Gruppe macht täglich ihre Erfahrung mit der realen Situation des ÖPNV-Angebots, mit den Schwierigkeiten, Widerständen und den Problemen im realen Ablauf des Nahverkehrs. Diese Erfahrungen sollten in die Gestaltung des Angebots einfließen. Im Rahmen empirischer Untersuchungen einer Buslinie in Berlin durch das Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung der TU Berlin wurden folgende Barrieren für die Nutzung des ÖPNV identifiziert: das Einkommen, die nonverbale Kommunikation und eng damit verbunden Unsicherheit und Angst bei der Nutzung der Fahrzeuge, die auch dazu führen können, dass man ganz auf die Fahrt verzichtet. Die Erfahrungen und Wünsche der tatsächlichen Nutzer sollten von den Betrieben systematisch untersucht und in die Gestaltung einbezogen werden: "Design für Alle". Die daraus abgeleiteten Verbesserungen kommen allen, auch denjenigen zu Gute, die den Nahverkehr bisher nicht nutzen.