Detailergebnis zu DOK-Nr. 70855
Pkw-Nutzung im Wandel des Geschlechterverhältnisses - Trends über drei Jahrzehnte
Autoren |
C. Holz-Rau J. Scheiner K. Konrad |
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Sachgebiete |
6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen |
Raumforschung und Raumordnung 74 (2016) Nr. 4, S. 307-321, 8 B, 3 T, 44 Q
Der Beitrag beantwortet die Frage, wie sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Geschlechterverhältnisses die Pkw-Nutzung von Männern und Frauen entwickelt hat. Außerdem wird beantwortet, wie sich statistische Unterschiede hinsichtlich der Pkw-Nutzung von Frauen und Männern erklären lassen. Anhand der deutschen Mobilitätserhebungen KONTIV und MiD wird für den Zeitraum 1976 bis 2008 ein langfristiger Trend der geschlechtsspezifischen Pkw-Nutzung nachgezeichnet und in den weiteren Kontext gesellschaftlicher Veränderungen eingeordnet. Die Analysen ermöglichen auch eine Annäherung an die Frage, inwiefern geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Pkw-Nutzung Resultat sozialer Rollen (zum Beispiel Erwerbstätigkeit), Restriktionen (geringere Pkw-Verfügbarkeit der Frauen), rational-ökonomischer Haushaltsentscheidungen über eine knappe Ressource Pkw oder unterschiedlicher Normen und Präferenzen sind. Differenzierte Analysen zeigen, wie sich die Pkw-Nutzung von Männern und Frauen mit verschiedenen restriktiven Rahmenbedingungen der Mobilität (Teil-/Vollmotorisierung des Haushalts, Gemeindegrößenklassen) und verschiedenen sozio-demografischen Merkmalen (zum Beispiel Haushaltskontext, Erwerbstätigkeit) entwickelt hat. Im Wesentlichen konvergiert die Pkw-Nutzung zwischen Männern und Frauen durch ein "Aufholen" der Frauen. In Haushalten, in denen der Pkw eine knappe Ressource darstellt, ist aber auch eine Umverteilung des Pkw zwischen Männern und Frauen zu beobachten. Zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterscheidet sich dieser Trend allerdings: Beispielsweise nimmt die Pkw-Nutzung der Frauen in Klein- und Mittelstädten deutlich stärker zu als in Großstädten. Die Ergebnisse deuten außerdem auf geschlechtsspezifische Normen oder Präferenzen hin, denn selbst bei gleichen Rahmenbedingungen wie Vollzeiterwerbstätigkeit und uneingeschränkter Pkw-Verfügbarkeit fahren die Frauen seltener Auto als Männer.