Detailergebnis zu DOK-Nr. 70950
Entwicklung und Validierung einer multimedialen Lernumgebung zur Fahranfängervorbereitung
Autoren |
J.F. Krems T. Weiß M. Bannert T. Petzoldt |
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Sachgebiete |
0.11 Daten (EDV, IT, Internetanwendungen und Verkehrsdaten) 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Zeitschrift für Verkehrssicherheit 62 (2016) Nr. 3, S. 60-64, 3 B, 12 Q
Die Unfallzahlen von Fahranfängern sind, trotz aller Bemühungen, nach wie vor alarmierend hoch. Als eine der Ursachen werden Defizite in sicherheitsrelevanten kognitiven Fertigkeiten, wie etwa der Gefahrenwahrnehmung und -bewertung, angenommen. Da diese Fertigkeiten vor allem durch Erfahrung mit der Verkehrsumgebung ausgebildet werden, ist die traditionelle Fahrausbildung nur bedingt in der Lage, entsprechende Kompetenzen zu vermitteln. Computerbasierte Trainings, die es dem Lerner erlauben, Verkehrssituationen wiederholt in einem geschützten Umfeld zu erfahren, scheinen grundsätzlich dafür geeignet, dieser Problematik zu begegnen. Um das Potenzial eines solchen Trainings zu prüfen, wurde eine entsprechende multimediale Anwendung entwickelt und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Geprüft wurde dabei sowohl die grundsätzliche Wirksamkeit als auch die Rolle verschiedener Wirkfaktoren. So wurde getestet, inwieweit verschiedene Formen der Rückmeldung an den Lerner Einfluss auf den Lernerfolg haben. Zentrales Element des Lernangebots waren animierte Verkehrssituationen, die aus Fahrerperspektive präsentiert wurden. Diese waren jeweils mit Fragen zum Verkehrsgeschehen verknüpft, die sich mit Wahrnehmung, Verständnis und Vorhersage des Verkehrsgeschehens befassten. Das Feedback zu den Antworten der Lerner beschränkte sich dabei entweder auf eine einfache richtig/falsch-Rückmeldung (reduziertes Feedback), oder aber beinhaltete zusätzlich detaillierte, informative und in Abhängigkeit von der gegebenen Antwort variable Erläuterungen (vollständiges Feedback). Die Wirksamkeit der Trainings wurde im Rahmen einer Fahrsimulatorstudie mit Fahrschülern empirisch geprüft. Ein Teil der Probanden durchfuhr dabei nur die Simulationsumgebung (Kontrollgruppe), während die verbleibenden Teilnehmer zuvor eine der beiden Trainingsversionen bearbeiteten. Zentrale Variable für die Einschätzung der Wirksamkeit war das Blickverhalten der Teilnehmer in sicherheitsrelevanten Verkehrssituationen. Die Ergebnisse belegen, dass die Teilnehmer, die das Training mit vollständigem Feedback bearbeiteten, tatsächlich signifikant früher bestimmte relevante Blicksequenzen zeigten als die anderen beiden Gruppen. Das Training mit reduziertem Feedback führte im Vergleich zur Kontrollgruppe hingegen zu keiner Verbesserung. Die Ergebnisse legen nahe, dass der Erwerb bestimmter fahrsicherheitsrelevanter Fertigkeiten zumindest teilweise mithilfe von neuen Lehr-Lerntechnologien unterstützt werden kann. Allerdings genügt es nicht, Lerninhalte einfach multimedial umzusetzen. Vielmehr ist eine angemessene Vermittlungsstrategie erforderlich, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.