Detailergebnis zu DOK-Nr. 71329
Lkw-Unfälle mit schweren Personenschäden auf niedersächsischen Autobahnen und deren Relevanz sowie Vermeidbarkeit durch aktuelle Notbrems-Assistenzsysteme
Autoren |
N. Simon E. Petersen U. Krupitzer |
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Sachgebiete |
5.21 Straßengüterverkehr 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) 6.7.1 Verkehrssteuerung mit LSA |
Zeitschrift für Verkehrssicherheit 62 (2016) Nr. 5, S. 273-279, 2 B, 6 T, 16 Q
Europaweit sind seit Ende 2015 fast alle neu zugelassenen Nutzkraftwagen ab 8 t zGG mit "Notbrems-Assistenzsystemen" (AEBS) auszustatten. Nach einer im Beitrag beschriebenen detaillierten Analyse aller (138) Verkehrsunfälle auf niedersächsischen Autobahnen im Jahr 2015 mit Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen > 7,5 t und Getöteten oder Schwerverletzten sind 42 (58) von diesen Unfällen für Lkw-AEBS relevant. Aktuell eingesetzte AEBS-Typen, die den EU-Vorschriften entsprechen und Kollisionen mit stehenden Vorausfahrzeugen nur mindern, können etwa 25 % der AEBS-relevanten Unfälle vermeiden. Dagegen ist das Vermeidungspotenzial ebenfalls verfügbarer aktuell "optimaler" AEBS, die Kollisionen mit stehenden wie mit bewegten Vorausfahrzeugen verhindern können, mit 86 % etwa dreimal höher. Die Vollausstattung der von der AEBS-Verordnung betroffenen Fahrzeug-Flotte mit aktuell optimalen oder weiter verbesserten AEBS könnte dementsprechend die Anzahl einschlägiger Unfälle und dabei geschädigter Personen signifikant reduzieren. Hochgerechnet auf alle deutschen Autobahnen beträfe das etwa 550 schwere Lkw-Unfälle mit etwa 100 Getöteten und 675 Schwerverletzten. Um dieses und weiteres Potenzial umzusetzen, sollten die EU-Durchführungsverordnung 347/2012/EC und die UNECE-Regelung 131 alsbald dem Stand der Technik und vorliegenden Empfehlungen angepasst werden.