Detailergebnis zu DOK-Nr. 71978
Berücksichtigung von Human Factors im Straßenentwurf
Autoren |
J. Wittig |
---|---|
Sachgebiete |
5.2 Landstraßen 5.10 Entwurf und Trassierung 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Straßenverkehrstechnik 61 (2017) Nr. 6, S. 381-386, 2 B, 1 T, 24 Q
In allen Lebensbereichen des Menschen wird sein "technisches Umfeld" auf seine Fähigkeiten und Grenzen ausgerichtet. So erfolgt dies auch bereits seit Beginn des Straßenbaus beim Entwurf, Bau und Betrieb einer Straße. Die Berücksichtigung der menschlichen Fähigkeiten und Grenzen wird seit einigen Jahrzehnten unter dem Begriff "Human Factors" diskutiert. In diesem Zusammenhang wurden auch neue Entwurfsprinzipen für Straßen entwickelt, wie zum Beispiel die Prinzipien der selbsterklärenden oder der fehlerverzeihenden Straßen. Weiterhin wird unter anderem in den Niederlanden, in Dänemark und in Deutschland das Entwurfsprinzip der Standardisierung und der Wiedererkennbarkeit von Straßen umgesetzt. Die Berücksichtigung von menschlichen Fähigkeiten und Grenzen und die Standardisierung von Straßen werden dabei in Deutschland schon seit dem ersten offiziellen für den Entwurf von Straßen geltenden Regelwerk "Richtlinien für den Ausbau der Landstraßen" (RAL 1937) angestrebt. Neben der Entwicklung von neuen Entwurfsprinzipien wurden vor allem international eigenständige Regelwerke zur Berücksichtigung der Human Factors im Straßenentwurf erarbeitet. Dies sind zum Beispiel die "Human factors guideline for safer road infrastructure" der World Road Association (PIARC), die "Human Factors Guidelines for Road Systems" des Transportation Research Board (TRB) und die "Nordic Human Factors Guideline" aus Dänemark. Durch die nationale und internationale Weiterentwicklung der Entwurfsprinzipien und die internationale Erarbeitung von Human Factors Guidelines werden in Deutschland auch zunehmend die Festlegungen der für den Straßenentwurf maßgebenden Regelwerke und deren ausreichende Berücksichtigung von Human Factors diskutiert. Die Diskussionen betreffen dabei vor allem die für Landstraßen relevanten Regelwerke. Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) hat zur Diskussion dieser Fragen den Arbeitskreis (AK) 3.9.5 "Human Factors" gegründet. Zur Unterstützung der Arbeit im AK 3.9.5 bearbeitet derzeit die Technische Universität Dresden im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) das Forschungsprojekt FE 02.0366/2013/FGB "Wahrnehmungspsychologische Aspekte (Human Factors) von Kraftfahrern und deren Einfluss auf die Gestaltung von Landstraßen". Dabei soll unter anderem geklärt werden, welche Human Factors für den Entwurf von Landstraßen relevant sind, durch welche Entwurfsvorgaben die Human Factors ausreichend berücksichtigt werden können und ob die Entwurfsvorgaben ausreichend in den aktuellen Regelwerken enthalten sind.