Detailergebnis zu DOK-Nr. 72160
TU Berlin erforscht neues Verfahren zur Schätzung des Reibwertpotenzials zwischen Reifen und Fahrbahn
Autoren |
G. Müller H. Wingert |
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Sachgebiete |
14.1 Griffigkeit, Rauheit |
Straße und Verkehr 103 (2017) Nr. 7-8, S. 28-31, 6 B
Die im Beitrag beschriebene Studie des Fachgebiets Kraftfahrzeuge (KFZB) der TU Berlin hatte zum Ziel, eine ursachenbasierte Methode zur Prognose des Reibwertpotenzials, also der maximal übertragbaren Kraft zwischen Reifen und Fahrbahn, zu entwickeln. Es wurden circa 3 600 Vollbremsungen an 32 definierten Messpunkten in und um Berlin durchgeführt, wobei sowohl verschiedene Geschwindigkeitszonen zwischen 30 und 120 km/h als auch verschiedene Straßenbeläge (Asphalt, Beton, Kopfsteinpflaster) berücksichtigt wurden. Weitere Einflussfaktoren waren die Wetterverhältnisse (aus Fahrzeugdaten, einem mobilen Straßenwettersensor sowie von Wetterstationen und Glättemeldeanlagen) und die sogenannte "Zwischenschicht" (Eis, Wasser, Schnee und ähnliches auf der Fahrbahn). Die Untersuchungen ergaben einen starken Einfluss der Zwischenschicht auf den Reibwert, hingegen keine Geschwindigkeitsabhängigkeit. Somit wurde auf Basis der geschätzten beziehungsweise kalkulierten Zwischenschicht das Reibwertpotenzial zwischen einer unteren und einer oberen Reibwertgrenze mithilfe der Datenbank, die sich aus den Testbremsungen ergeben hat, unter Kenntnis von Fahrbahnoberfläche, Reifenart (Winter- oder Sommerreifen) und Geschwindigkeit prognostiziert. Die definierte Methode ergab im Schnitt ein hohes Maß an korrekten Vorhersagen. Für trockene, feuchte, nasse, schneebedeckte oder vereiste Straßen ist die verlässliche Prognose des maximalen Reibwerts in gewissen Grenzen ohne zusätzliche Sensorik möglich.