Detailergebnis zu DOK-Nr. 72726
Effektivität des Fahreignungsseminars und Optimierungsansätze
Autoren |
T. Wagner P. Friebel B. Kollbach M. Röttjer |
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Sachgebiete |
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Zeitschrift für Verkehrssicherheit 64 (2018) Nr. 1, S. 33-44, 3 B, 5 T, zahlr. Q
Im Zuge der Punktesystem-Reform am 01.05.2014 wurde das Verkehrszentralregister durch das Fahreignungsregister ersetzt. Mit dem Fahreignungsseminar (FES) wurde zugleich ein neues verkehrsrechtliches Interventionsangebot für punkteauffällige Kraftfahrer geschaffen, welches das bisherige Aufbauseminar für Punkteauffällige sowie die verkehrspsychologische Beratung ersetzt. Letztere kann nur noch im Rahmen der Probezeit in Anspruch genommen werden. Die Teilnahme am FES erfolgt freiwillig und soll nach § 4a Abs. 1 Satz 1 StVG zum Erkennen sicherheitsrelevanter Mängel im Verkehrsverhalten und deren Abbau bei mehrfach verkehrsauffälligen Kraftfahrern beitragen. Dabei erhebt das FES den Anspruch, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der Interventionsforschung zu berücksichtigen und verknüpft eine verkehrspädagogische und verkehrspsychologische Teilmaßnahme zu einer einheitlichen verkehrsrechtlichen Gesamtmaßnahme. Zur Überprüfung des Maßnahmenerfolgs beschäftigt sich die Studie mit der Akzeptanz des FES und der Frage, ob die verkehrspsychologische Seminarteilnahme einhergeht mit einem Abbau sicherheitswidriger Einstellungen und Bewertungsdispositionen. Dabei wurden N = 29 ehemalige FES-Teilnehmer nach der verkehrspsychologischen Teilmaßnahme hierzu befragt und in einem quasiexperimentellen Posttest-Design mit zwei Kontrollgruppen verglichen. Die Beurteilung des Seminars durch die FES-Teilnehmer fiel mit einer Durchschnittsnote von 1,86 positiv aus. Zudem zeigte sich, dass die Seminarteilnehmer im Vergleich zu verkehrsauffälligen Personen ohne Intervention eine signifikant stärker ausgeprägte Regelkonformität berichten. Allerdings wiesen die FES-Teilnehmer im Durchschnitt mit 2,79 Punkten eine relativ geringe Punktebelastung und ein durchschnittliches Alter von 48 Jahren auf, sodass die Zielgruppenerreichung des FES infrage gestellt werden muss. Abschließend werden in einer Synopsis der Ergebnisse methodische Chancen und Grenzen verknüpft mit Hinweisen auf Optimierungsansätze.