Detailergebnis zu DOK-Nr. 73503
Der Sommer vor 70 Jahren
Autoren |
W. Wirth |
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Sachgebiete |
0.1 Straßengeschichte 5.1 Autobahnen |
Straßenverkehrstechnik 62 (2018) Nr. 8, S. 574-577, 3 B
Heute, an der Schwelle einer neuen Autobahnepoche mit einer Infrastrukturgesellschaft und einem Fernstraßenbundesamt, wird ein Blick auf das Autobahnnetz vor 70 Jahren geworfen. "Übersichtskarte der Autobahnen Westteil - Zustand Sommer 1948" steht über der Netzdarstellung. Die Karte informiert über die Befahrbarkeit der Reichsautobahnen; die hießen damals nämlich noch so. Die Reichsautobahnen haben physisch, wenn auch lädiert, und begrifflich unbeschadet, den sogenannten Zusammenbruch überstanden, auch wenn es das namensgebende Reich nicht mehr gab und das neue Deutschland noch nicht - die Bundesrepublik und das Grundgesetz kamen ja erst 1949. Deswegen kommt das Wort "Deutschland" auf der Karte nicht vor und das neutrale "Mittelteil" als Bezeichnung für die sowjetische Besatzungszone, das auf der Nebenkarte steht und eigentlich "Ostteil" heißen müsste, weist auf den sich verschärfenden West-Ost-Konflikt hin, der im Juni 1948 zum Ausstieg der UdSSR aus der gemeinsamen Verwaltung von Berlin führt. Die Amerikaner und die Briten, die ihre Besatzungsgebiete 1947 zur Bizone vereinigten, waren daran interessiert, dass die Autobahnen so schnell wie möglich wieder funktionsfähig werden. Als erste rief die US-Militärregierung Autobahndienststellen ins Leben, die im Grunde umgewandelte "Oberste Bauleitungen der Reichsautobahnen" sind.