Detailergebnis zu DOK-Nr. 74657
Tempolimits und Grenzwerte: für eine evidenzbasierte verkehrspolitische Debatte
Autoren |
W. Habla V. Huwe M. Kesternich |
---|---|
Sachgebiete |
0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft 6.9 Verkehrsemissionen, Immissionsschutz |
Wirtschaftsdienst: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 99 (2019) Nr. 5, S. 330-334, 25 Q
In der Diskussion über städtische Luftverschmutzung und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen besteht ein Mangel an evidenzbasierten Argumenten, was die Debatte immer wieder blockiert. Bei der Bewertung von Grenzwerten beziehungsweise angedachten Maßnahmen wie Tempolimits sollten kausale Wirkungszusammenhänge differenziert betrachtet und kommuniziert werden. Darüber hinaus sollten weitere gesellschaftlich relevante Dimensionen wie Arbeitsproduktivität und Bildungserfolg, die bislang vernachlässigt wurden, stärker Eingang in die Debatte finden. Um die Luftverschmutzung in Städten zu reduzieren, wurde zunächst hauptsächlich über die Wahl geeigneter Politikinstrumente wie Fahrverbote oder eine City-Maut diskutiert, inzwischen dominiert jedoch eine Grundsatzdebatte über die Angemessenheit der Grenzwerte die Schlagzeilen. Die einen pochen darauf, dass die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Grenzwerte eingehalten werden und sehen deren Legitimation durch die Ergebnisse epidemiologischer Langzeitstudien gestärkt. Die anderen, darunter eine kleine Gruppe an Lungenfachärzten, sehen keine wissenschaftliche Begründung für die geltenden Grenzwerte und fordern, die den EU-Richtlinien zugrundeliegenden Studien neu zu bewerten. Für ein Tempolimit auf Autobahnen führen die Befürworter neben positiven Umweltwirkungen geringere Unfallzahlen an, während Kritiker das CO2-Einsparpotenzial als gering erachten und einen Zusammenhang zwischen allgemeiner Geschwindigkeitsbegrenzung und Verkehrssicherheit anzweifeln.