Detailergebnis zu DOK-Nr. 74968
Mobilität auf Nachfrage: mehr oder weniger Verkehr?
Autoren |
G. Prätorius |
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Sachgebiete |
5.0 Allgemeines (Verkehrsplanung, Raumordnung) |
Verkehr und Technik 72 (2019) Nr. 11, S. 391-396
Der Verkehrsbereich ist einer der Bereiche, in dem die Befunde und Prognosen die größten Abweichungen aufweisen. Extrapolationen treffen häufig die prognostizierten Zuwächse im Verkehr, während Vermeidungsszenarien in der Vergangenheit zumeist verfehlt wurden. Im Ergebnis wurden also die verkehrlichen Wachstumstreiber zumeist unterschätzt, während die Vermeidungsfaktoren überschätzt wurden. Was bedeutet das für die Fragestellung des Artikels, der sich mit den Folgewirkungen einer "on demand"-Mobilität auseinandergesetzt hat, insbesondere vor dem Hintergrund eines eigentlich vorhandenen politischen Konsenses über eine weitgehende Dekarbonisierung des Verkehrs? Verglichen mit einer ersten Phase in den achtziger/neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in der versucht wurde, neue Mobilitätsdienste zur Teilung und Bündelung von Fahrten zu etablieren und der der Durchbruch versagt blieb, sind die Ausgangsbedingungen heute ungleich besser, dass sich MaaS am Markt durchsetzt und signifikante Anteile am Gesamtverkehr erobert. Der deutlich gestiegene Nutzervorteil von MaaS durch digitale Lösungen trifft auf Kunden, die solchen Angeboten gegenüber extrem aufgeschlossen sind. MaaS, verknüpft mit der Elektrifizierung und - auch später - Automatisierung der Mobilität, hat das Potenzial, das Gesamtverkehrssystem grundlegend zu verändern. Dabei sind jedoch einige Randbedingungen zu berücksichtigen, ohne die vor allem die gesellschaftlichen Ziele einer nachhaltigen Mobilität kaum zu erreichen sein werden. Empirische Befunde insbesondere aus den USA weisen darauf hin, dass MaaS erhebliches Wachstum generieren kann, aber ohne politische Einhegung zu den politisch nicht erwünschten Folgen einer Fahrzeug- und Verkehrszunahme mit Kannibalisierung des ÖV führt respektive geführt hat.