Detailergebnis zu DOK-Nr. 75593
Minimierung der Landschaftszerschneidung durch Vernetzungskonzepte - Beispielhafte Lösungen beim Straßenausbau
Autoren |
M. Herrmann J. Jennewein |
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Sachgebiete |
5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP, Auswirkungen des Klimawandels |
Straßenverkehrstechnik 64 (2020) Nr. 5, S. 298-306, 7 B, 3 T, zahlr. Q
Die Zerschneidung der Landschaft und Verinselung von Populationen gehört heute zu den bedeutendsten Gefährdungsfaktoren und Risiken im Rahmen des Artensterbens. Gerade Tierarten mit großen Raumansprüchen sind häufig von der Zerschneidung ihrer Lebensräume betroffen und somit durch Behinderung ihrer Wanderbewegungen und genetische Isolation besonders gefährdet. Durch einen Erhalt des großräumigen Landschaftsverbunds und der regionalen Wanderbeziehungen können diese Gefährdungen vermieden werden. Tierökologische Lebensraumnetzwerke und Haupt-Korridore wurden mithilfe großräumiger Modelle für ganz Deutschland ermittelt. Auch der Wiedervernetzungsbedarf über bestehende Straßen hinweg wurde - basierend auf diesen Erkenntnissen - großräumig auf Landes- oder Bundesebene ermittelt (NABU-Bundeswildwegeplan, Bundesprogramm Wiedervernetzung). Für Brandenburg liegt mit dem Biotopverbund ein detailliertes Konzept zu ökologischen Netzwerken vor. Regionale Wildwechsel und Wanderbeziehungen werden im Rahmen des Vernetzungskonzepts zusätzlich erfasst. Beim Ausbau und Neubau von Straßen wurde bisher überwiegend in den einzelnen Planungsabschnitten geprüft, ob artenschutzrechtliche Vorschriften durch die Zerschneidung betroffen sind. Großräumige Vernetzungsbeziehungen, wie Fernwanderwege von Tieren, konnten dabei nur unzureichend berücksichtigt werden. Durch die zunehmende Fokussierung auf den speziellen Artenschutz werden Aspekte wie die Sicherung unzerschnittener Flächen, die das langfristige Überleben von Populationen sicherstellen, in den Hintergrund gedrängt. In dem Beitrag soll gezeigt werden, dass sowohl bei Ausbauplanungen als auch bei Neubauplanungen abschnittsübergreifende Vernetzungskonzepte hilfreich sind, um die Erfordernisse des Biotopverbunds darzustellen. Mit dem Bundesverkehrswegeplan 2016 wurden erstmals ganze Streckenzüge verkehrlich betrachtet und bewertet. In Brandenburg wird für die B 96 Nord ein technisches Ausbaukonzept erstellt, welches Neubau- (die Ortsumgehungen) und Ausbaumaßnahmen (freie Strecken) gleichermaßen berücksichtigt. Analog zu dem technischen Ausbaukonzept hat der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg ein ökologisches Vernetzungskonzept beauftragt. Damit wird der gesamte Streckenzug bereits zu Beginn der straßenkonzeptionellen Planung auf ökologische Konfliktbereiche untersucht und es werden Lösungsansätze erarbeitet.