Detailergebnis zu DOK-Nr. 75802
Stadt und Verkehr 2020: Reicht eine neue Mobilitätskultur für die Rettung der Stadt? (2 Teile)
Autoren |
E. Kutter |
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Sachgebiete |
5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung |
Verkehr und Technik 73 (2020) Nr. 5, S. 151-155 / Nr. 6, S. 195-200, 3 B, zahlr. Q
Erhebungen zur Mobilität führen meist nur die Städte selbst durch (beziehungsweise die entsprechend aufwendige Aufbereitung), während bundesweite Erhebungen oft nur für Aggregate der amtlichen Statistik, also ohne den detaillierten Ortsbezug aufbereitet werden. Trotz dieser Vergröberung der Statistik zielen die anschließenden Auswertungen in jüngerer Zeit immer häufiger auf die individuellen Ausprägungen der Mobilität, genauso wie die Aufgabenstellungen von besonderen Erhebungen (zum Beispiel "Panel"). Der Autor, der inzwischen verstorbene Professor Kutter, weist in seinem wohl letzten Artikel (zweiteilig) hin, dass diese Überbetonung des Individuellen vor allem von den Sozialwissenschaften zur Vernachlässigung der Routinen im Verhalten sowie der strukturbedingten Verkehrsnotwendigkeiten führt, beides Komponenten, die bisher immer die Grundlage der Problemlösung durch die Planungsdisziplinen waren. Erst in jüngster Zeit wird auch von den Sozialwissenschaften die Bedeutung der Sachstruktur anerkannt - allerdings wegen der extremen Fixierung auf den Mobilitätsbegriff immer über die Mobilitäten und nicht festgemacht an den eigentlich ursächlichen Aktivitäten. Teilhabe gibt es dann nur via Verkehrsvorgang, wobei der Zugang zu den Verkehrsmitteln für alle gleich sein soll. Ähnlich "blauäugig" ist die Hoffnung, dass die Stadtverkehrsprobleme sich über eine andere Verkehrskultur lösen ließen - dabei wird das Beharrungsvermögen der gebauten Strukturen, werden die Nachwirkungen einer bisher etablierten Verkehrskultur (soziotechnisches System Auto-Mobilität) extrem unterschätzt. In Anbetracht des Beharrungsvermögens der entwickelten und eingefahrenen Strukturen ist deren Veränderung die wichtigste Aufgabe der Stadtpolitik (mit einem Teil Erreichbarkeit). Den Bereich Mobilität braucht man dabei eigentlich nur, um die Verkehrseffekte der Lebens- und Wirtschaftsvorgänge angemessen zu erläutern.