Detailergebnis zu DOK-Nr. 75908
Winterdienst auf Radwegen – Herausforderungen und Lösungen
Autoren |
H. Hanke |
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Sachgebiete |
5.5 Radverkehr, Radwege 16.4 Winterdienst |
Straßenverkehrstechnik 64 (2020) Nr. 8, S. 533-540, 6 B
Zur Erreichung der verkehrs- und klimapolitischen Ziele ist der Radverkehr in den Städten und im Umfeld der Städte von hoher Bedeutung und hat bei entsprechender Förderung noch ein hohes Potenzial. Dies kann nicht nur durch einen guten Ausbau der Radwegenetze erschlossen werden, sondern auch durch einen guten und effektiven Winterdienst auf Radwegen, um das Radfahren auch im Winter attraktiv zu machen. Derzeit besteht nämlich für Radfahrer im Winter ein extrem hohes Unfallrisiko, und etwa die Hälfte der Radfahrer, die bei unkritischer Witterung das Fahrrad als Verkehrsmittel benutzen, weichen bei winterlicher Witterung auf andere Verkehrsmittel aus - und dies nach Befragung nicht wegen der Temperaturen, sondern vor allem wegen des schlechten Winterdienstes und der gefährlichen Zustände auf den Radwegen. Dass dies nicht so sein muss, zeigen Beispiele von Städten (auch im benachbarten Ausland), die nur sehr geringe Rückgänge des Radverkehrs im Winter aufweisen. Hier besteht also noch erhebliches Potenzial, das über einen effektiven Winterdienst auf Radwegen kurzfristig gehoben werden kann. Dies erfordert allerdings: Ausweisung eines zusammenhängenden, gut ausgebauten Radwegenetzes für die winterdienstliche Betreuung, maschinellen Winterdienst in diesem Netz vor Beginn der Hauptverkehrszeit, effektive und möglichst saubere Räumung der Radwegenetze vom Schnee, insbesondere auch der Radfahrstreifen auf den Fahrbahnen, effektive Bekämpfung der Restglätte mit Salzlösung oder Feuchtsalz. Leider sieht die Realität in vielen Städten noch anders aus: Radwegenetze sind schlecht ausgebaut, sie werden im Winterdienst nicht, nicht zusammenhängend, viel zu spät oder ungenügend geräumt und gestreut. Radfahrstreifen auf Fahrbahnen werden beim Räumen zugeschoben und dienen als Schneeablagefläche. Insbesondere ist es aber auch falsch verstandenes ökologisches Bewusstsein, das einen effektiven Winterdienst auf Radwegen verhindert. Derzeit streut noch etwa die Hälfte der Kommunen auf den Radwegen (wenn überhaupt) abstumpfende Streustoffe, weil man Salz als nicht umweltfreundlich ablehnt. Dies ist jedoch absolut falsch. Denn wie viele aktuelle Beispiele und Untersuchungen zeigen, führt eine effektive Räumung in Verbindung mit geringen Mengen an Salzlösung sogar zu doppelten ökologischen Vorteilen: Zum einen bringen gut und sicher befahrbare Radwege einen deutlichen Zuwachs im Radverkehr im Winter (zulasten des MIV) und damit deutliche Reduzierungen von Lärm- und Abgasbelastungen; zum anderen zeigen Ökobilanzen, dass im direkten Vergleich eine sparsame Salzanwendung deutlich umweltfreundlicher ist als das Ausbringen großer Mengen abstumpfender Stoffe. Hier ist also dringend eine Aufklärung aller Beteiligten und Verantwortlichen sowie ein schnelles Umdenken in den Winterdienst-Strategien erforderlich. Der Ausschuss Winterdienst wird hierzu mit der Herausgabe einer Informationsschrift zum Winterdienst auf Radwegen beitragen.