Detailergebnis zu DOK-Nr. 76877
Erreichbarkeit im Schienenverkehr in Deutschland: sich wandelnde regionale Disparitäten zwischen 1990 und 2020
Autoren |
F. Wenner A. Thierstein |
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Sachgebiete |
5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr 5.9 Netzgestaltung, Raumordnung |
Raumforschung und Raumordnung 79 (2021) Nr. 2, S. 95-115, 8 B, 1 T, zahlr. Q
Verkehrliche Erreichbarkeit stellt einen wichtigen Standortfaktor für Haushalte und Unternehmen dar. In den letzten Jahrzehnten haben technologische und soziale Entwicklungen zu einer neuen Attraktivität des Schienenpersonenverkehrs beigetragen. Die Erreichbarkeit über den Schienenverkehr fällt jedoch räumlich sehr unterschiedlich aus. Die Einführung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs hat zudem in einigen europäischen Ländern eine Polarisierung der Erreichbarkeit zwischen Metropolen und peripheren Räumen befördert. Es wird die Entwicklung der Bahnerreichbarkeit auf regionaler Ebene in Deutschland zwischen 1990 und 2020 für 266 funktionale Stadtregionen analysiert. Die Ergebnisse zeigen zwei unterschiedliche Facetten: Die Zahl der direkt miteinander verbundenen Regionen hat sich verringert, aber zugleich zeigt sich für die Erreichbarkeit der Bevölkerung eine Abschwächung der räumlichen Disparitäten, wenn auch in geringem Maße. Diese Entwicklung war in Ostdeutschland nach der deutschen Wiedervereinigung am stärksten und damit weitgehend eine Folge der Sanierung der konventionellen Schieneninfrastruktur, nicht des Hochgeschwindigkeitsverkehrs. Dennoch kann der Schluss gezogen werden, dass seine Einführung in Deutschland nicht zur Erhöhung von Erreichbarkeitsdisparitäten geführt hat. Stattdessen scheinen die Erreichbarkeitswirkungen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland die traditionelle Dichotomie zwischen Kern und Peripherie zu durchbrechen.