Detailergebnis zu DOK-Nr. 77230
Einfluss des HBEFA 4.1 auf die Modellierung der NO2-Immissionen – Stand und Möglichkeiten der Verbesserung
Autoren |
I. Düring W. Schmidt U. Friedrich |
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Sachgebiete |
6.2 Verkehrsberechnungen, Verkehrsmodelle 6.9 Verkehrsemissionen, Immissionsschutz |
Straßenverkehrstechnik 65 (2021) Nr. 8, S. 597-603, 5 B, 2 T, 11 Q
Es wurden detaillierte Emissions- und Ausbreitungsberechnungen für die Zeppelinstraße in Potsdam für die Bezugsjahre 2015, 2018 und 2019 durchgeführt, weil hier eine sehr gute Datenlage vorlag. Die modellierten NOx- und NO2-Jahresmittelwerte wurden mit den Messdaten an der Messstation Zeppelinstraße verglichen. Die Ergebnisse der Modellrechnungen zeigten auf, dass bei optimaler Datenlage und Anwendung des dreidimensionalen prognostischen Strömungs- und Ausbreitungsmodells MISKAM mit HBEFA 4.1 die NOx-Zusatzbelastung für das Jahr 2015 um 16 % unterschätzt und für die Jahre 2018 und 2019 um 16 % beziehungsweise 15 % überschätzt werden. In der NOx-Gesamtbelastung ergab dies Abweichungen zwischen -12 % (2015) und +11 % (2018) beziehungsweise 10 % (2019). Eine Ursache für die Überschätzungen 2018 und 2019 könnte gegebenenfalls in der im HBEFA 4.1 nicht vorhandenen Berücksichtigung der Wirkung der freiwilligen Softwareupdates und/oder höherer Wirkungen der verpflichtenden Softwareupdates zu finden sein. Verwendet man zur Berücksichtigung der NO-NO2-Konversion das vereinfachte Chemiemodell nach Düring et al. (2011) in seinen Standardeinstellungen und unter Nutzung der NO2-Direktemissionsanteile aus HBEFA 4.1, dann wird 2015 der NO2-Messwert (leicht) überschätzt (4 %). Statistische Konversionsmodelle nach Romberg et al. (1996) beziehungsweise Bächlin et al. (2008) zeigen tendenziell eine NO2-Unterschätzung. In den Bezugsjahren 2018 und 2019 werden mit dem vereinfachten Chemiemodell deutliche Überschätzungen der NO2-Messwerte berechnet, weil die NOx-Zusatzbelastung (NOx-Emission) zu hoch ist (16 % beziehungsweise 15 %) und die NO-NO2-Konversion im vereinfachten Chemiemodell zusätzlich zu einer weiteren Überschätzung in der Gesamtbelastung führt. Auch die statistischen Konversionsmodelle zeigen NO2-Überschätzungen der Gesamtbelastungen, die aber geringer sind als die mit dem Chemiemodell berechneten. Es zeigt sich, dass mit einer Halbierung der NO2-Direktemissionsanteile des HBEFA 4.1, wie aus Analysen der Immissionsdaten ableitbar, die mit dem Chemiemodell berechneten NO2-Gesamtbelastungen deutlich näher am Messwert liegen.