Detailergebnis zu DOK-Nr. 77279
"Corona-Rebound" oder Schub für Klimaneutralität - Welche Entwicklung wird der Verkehr nehmen?
Autoren |
G. Prätorius |
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Sachgebiete |
0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft 6.10 Energieverbrauch, Elektromobilität |
Verkehr und Technik 74 (2021) Nr. 8, S. 259-263, 29 Q
Die Dynamik der Klimapolitik hat das Politikfeld Verkehr erfasst. Szenarien zeigen die Wege einer energetisch-technischen Verkehrswende, die auch die Hauptlast für den verkehrsseitigen Klimaneutralitätsbeitrag zu leisten hat. Aber sie wird a) alleine nicht genügen, und b) ist eine Mobilitätswende mehr als ein klimaneutraler Verkehr. Erforderlich ist eine – hier nicht zu leistende – umfassende Verkehrspolitikanalyse, die insbesondere die Kohärenzdefizite der bisherigen Verkehrspolitik in den Fokus nimmt. Als Zielbild anzustreben ist eine sowohl diachrone wie synchrone Politikkohärenz für einen klimaneutralen Verkehr. Diachrone Politikkohärenz bedeutet die Stabilität und Berechenbarkeit der Rahmensetzung insbesondere als progressive Bepreisung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen als das bei weitem effizienteste Lenkungsinstrument. Hier werden allerdings die eher für die zweite Hälfte des Jahrzehnts zu erwartenden politisch-sozialen Konflikte den Charakter von Grundsatzauseinandersetzungen annehmen können, wenn nicht präventiv gegengesteuert wird. Synchrone Politikkohärenz zielt auf die notwendige Widerspruchsfreiheit zwischen einzelnen Politikfeldern, gegen die zurzeit am häufigsten verstoßen wird. Beispielsweise werden etwa mit der Wirtschafts- und Strukturförderung von Logistikhubs an den Autobahnen die Programme zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene aktuell komplett konterkariert und der Modal Split auf Jahrzehnte zementiert. Ohne auch hier einen echten Strukturwandel der Infrastruktur einzuleiten, könnte das Klimaneutralitätsziel den Verkehr gefährden.