Detailergebnis zu DOK-Nr. 77992
Facetten der Pünktlichkeit (2 Teile)
Autoren |
T. Schniedewind |
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Sachgebiete |
5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr 5.15 Verkehrsablauf (Verkehrsfluss, Leistungsfähigkeit, Bemessung) |
Verkehr und Technik 74 (2021) Nr. 12, S. 420-425 / 75 (2022) Nr. 1, S. 34-37, 5 B, 2 T, 8 Q
Beim Dilemma Pünktlichkeit versus Anschlusserreichung gibt es nur zwei suboptimale Lösungen: Entweder wird sich der planmäßige Abbringer (wegen Wartens) oder eben der Folgetakt-Abbringer (wegen Überfüllung) verspäten. Von daher ist die Anschlusssicherung kritisch zu hinterfragen. Wäre es nicht einfacher auch im Sinne der Mehrheit der nicht umsteigenden Fahrgäste, öfter auf den Folgetakt zu setzen und nicht erreichte Anschlüsse im direkten Vertragsverhältnis mit dem Fahrgast zu pönalisieren? Allerdings sind regelmäßig nicht erreichte Anschlüsse nicht hinnehmbar ebenso wenig wie regelmäßige Verspätungen im Linienverlauf. Mehr Pünktlichkeit ist keineswegs unmöglich, wenn auf mehr Redundanz beziehungsweise Reserven im Fahrzeugpark und beim Personal gesetzt würde sowie bei der Verkehrsraumaufteilung und LSA-Priorisierung konsequenter pro ÖPNV gesetzt würde. Auch der Vermeidung von zunächst marginal verspäteten Abfahrten sollte mehr Aufmerksamkeit gegeben werden, insbesondere wenn der Fahrplan hierzu keine Zeitreserven bereithält. Aufgrund der beschriebenen Dilemmata und Implikationen bleibt die Frage, inwieweit eine absolute Pünktlichkeit mit vertretbarem Aufwand jemals erreichbar sein wird und ob dies überhaupt erstrebenswert ist. Oder sollte ab einem Mindestmaß an Pünktlichkeit, das noch längst nicht erreicht worden ist, eher auf eine rechtzeitige und zuverlässige Prognose für die Fahrgastinformation gesetzt werden, die auch die Auslastung der Fahrten beinhaltet?