Detailergebnis zu DOK-Nr. 77823
Einsatz der Betonbauweise mit durchgehender Bewehrung – Aktueller Stand und geplante Aktivitäten in Deutschland
Autoren |
S. Höller |
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Sachgebiete |
11.3 Betonstraßen 11.1 Berechnung, Dimensionierung, Lebensdauer |
Straße und Autobahn 73 (2022) Nr. 2, S. 104-113, 25 B, 1 T, 4 Q
Die Verkehrsbelastung und der Anteil des Schwerverkehrs auf deutschen Straßen und Autobahnen steigen nahezu stetig. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels, die Verknappung von Ressourcen und ein zunehmender Fachkräftemangel. Bisher konnte die Straßeninfrastruktur trotz der vielfältigen Herausforderungen auf einem hohen Niveau gehalten werden, aktuelle Untersuchungen zeigen aber, dass dafür eine hohe Anzahl und Dauer von Baustellen erforderlich ist, wodurch die Verfügbarkeit zunehmend eingeschränkt wird. Um die Mobilität zukünftig zu gewährleisten, sind deshalb Bauweisen mit maximaler Nutzungsdauer und minimalen Erhaltungsaufwendungen bei minimalen Verkehrseinschränkungen und minimalem Personalaufwand während des gesamten Lebenszyklus erforderlich. In Deutschland werden Betonfahrbahndecken als unbewehrte Platten mit Querfugen in regelmäßigen Abständen gefertigt und für Nutzungsdauern von 30 Jahren dimensioniert. Die Querfugen stellen dabei den schwächsten Teil in der Konstruktion dar. Betonfahrbahndecken können auch in einer anderen Bauweise gefertigt werden: als durchgehend bewehrte Betonfahrbahndecken (DBB). Dies wird unter anderem in Belgien und den USA standardisiert ausgeführt. Dabei werden keine Querfugen hergestellt, sondern es stellt sich ein freies Rissbild mit schmalen Plattenstreifen ein. Um eine Querkraftübertragung zu sichern, wird die Rissöffnungsweite durch die Anordnung einer durchgehenden Längsbewehrung beschränkt. Als fugenlose Bauweise eignet sich die DBB in besonderem Maße für eine direkte oder spätere Überbauung mit einer Asphaltdeckschicht. Ausländische Erfahrungen zeigen, dass mit der DBB eine längere Nutzungsdauer und ein höherer Fahrkomfort erreicht werden und weniger Erhaltungsmaßnahmen erforderlich sind als mit anderen Bauweisen. Aufgrund der höheren Kosten dieser Bauweise ist es erforderlich, ihre Wirtschaftlichkeit – oder gar ihre Nachhaltigkeit – über den gesamten Lebenszyklus abzuschätzen, bevor eine größere Anwendung in Deutschland in Betracht gezogen werden kann. Von 1997 bis heute wurden in Deutschland sechs Versuchsstrecken mit DBB eingerichtet und dabei alle Teilaspekte dieser Bauweise betrachtet. Im Rahmen des laufenden Forschungsprojekts "Asphaltdeckschicht auf durchgehend bewehrter Betondecke" untersuchen das ISAC, die RWTH Aachen und das Ingenieurbüro AB Road aus Brüssel im Auftrag der BASt diese Strecken, vergleichen sie mit Strecken in Belgien und nehmen eine Bewertung vor. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer neuen Erprobungsstrecke baupraktisch umgesetzt. Gleichzeitig erarbeitet der FGSV-Arbeitskreis 8.3.4 ein Merkblatt und ebnet damit den Weg für eine standardisierte Anwendung auf Bundesautobahnen.