Detailergebnis zu DOK-Nr. 77974
Mobilität im Klimawandel: eine neue Aufgabe für den öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum? - Teil 1: Straßennetz als Basis für eine ÖPNV-Netzstruktur / Teil 2: Offensive ÖPNV-Angebotsstrategien im ländlichen Raum
Autoren |
H. Kipke |
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Sachgebiete |
5.0 Allgemeines (Verkehrsplanung, Raumordnung) 5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr |
Verkehr und Technik 75 (2022) Nr. 1, S. 25-28 / Nr. 2, S. 57-61, 4 B, 4 T, 32 Q
Mit einer ÖPNV-Angebotsoffensive wird im ländlichen Raum durch den Linienverkehr nicht nur eine bislang verschüttete Nachfrage geweckt sowie neue, auch soziale Möglichkeitsräume eröffnet, sondern auch neue Freiheiten für alle Menschen geschaffen, die kein Auto haben wollen oder können. Gerade vor diesem Hintergrund muss die als innovative Lösungsstrategie für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft gepriesene "Individualisierung des öffentlichen Verkehrs" durchaus kritisch betrachtet werden, zumal es sich ja um eine Angebotsstrategie handelt, die der Politik gerne als Ausrede dient, sich der Verantwortung für den ÖPNV gänzlich zu entziehen. Es ist bekannt, dass die zielreine ÖPNV-Andienung ohne Fahrplan mit oder ohne Anmeldung (On-Demand-Verkehre, Anruf-Sammel-Taxi etc.) nur mit einer Abnahme an Verlässlichkeit und Beständigkeit sowie Umweg- und Leerfahrten erzielt werden kann. Zudem scheuen viele Fahrgäste den Aufenthalt mit fremden Menschen in kleinen Fahrzeugräumen, wie sie dort zum Einsatz kommen. Ein Bus ist kein Pkw und soll auch kein Pkw sein. Vielmehr wäre es deutlich sinnvoller für den ländlichen Raum, nicht ausgelastete vorhandene Gefäßpotenziale im Linienverkehr mit weiteren Transportdienstleistungen (Post, Pakete, Fahrräder etc.) so auszulasten, dass daraus - wie bei den öffentlich finanzierten Straßen - ein Markt für Transportdienstleistungen entstehen kann mit dem Ziel, die Mobilität von Personen und Gütern mit einem Minimum an Energieaufwand zu realisieren. Insofern können gerade ÖPNV-0ffensivstrategien im Linienverkehr einen Staat auch auf eine neue technologische Ebene heben, die für sich Innovationen schafft. Ein letzter Aspekt in diesem Zusammenhang führt auf die eingangs erwähnte Frage der Flächensparsamkeit des öffentlichen Verkehrs zurück. Warum sollte es - auch vor dem Hintergrund der gerade beschriebenen ÖPNV-Angebotsausweitungen - nicht möglich sein, den Fahrgästen in öffentlichen Verkehrsmitteln grundsätzlich mehr Raum zur Verfügung zu stellen und von der 4-Pers/m²-Regel abzuweichen?