Detailergebnis zu DOK-Nr. 78519
Übernahme aus hochautomatisierter Fahrt bei simuliertem Systemausfall – welche Rolle spielen Fehlerart, Nebentätigkeit und Persönlichkeit des Fahrenden?
Autoren |
A. Voigt K. Harkin T. Wagner J.R. Helmert S. Pannasch K. Kusch K. Müller |
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Sachgebiete |
6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) 6.7.2 Verkehrsbeeinflussung außerorts, Verkehrsmanagement, Fahrerassistenzsysteme |
Zeitschrift für Verkehrssicherheit 68 (2022) Nr. 3, S. 213-225, 3 B, 2 T, zahlr. Q
Aus den verschiedenen Stufen der Automatisierung beim Autofahren ergeben sich jeweils spezifische Anforderungen an die Fahrzeugführung. Bei der Automatisierungsstufe 3 (SAE) beziehungsweise dem automatisierten Modus müssen Fahrende nicht dauerhaft überwachen, da das Fahrzeug automatisch fährt. Dennoch müssen sie jederzeit wahrnehmungsbereit sein und bei einer Übernahmeaufforderung zeitnah die Fahrzeugführung übernehmen. In bisherigen Studien wurde gezeigt, dass aufgrund von Systemfehlern Fahrende häufig selbstinitiiert die Fahrzeugführung übernehmen. In der Studie wurde untersucht, welche Rolle externale Faktoren wie die Art der Systemfehler und die Ablenkung durch eine Nebentätigkeit sowie internale Faktoren wie die Fahrerpersönlichkeit bei der Übernahmeleistung spielen. Dazu wurde ein Fragebogen mit verschiedenen Persönlichkeitsskalen (unter anderem NEO-FFI; Externalität) erstellt. 36 Personen wurden anhand ihrer Ausprägung in dem Item "Vertrauen in Automation" ausgewählt und mit ihnen eine Testfahrt in einem Realfahrzeug auf einer standardisierten Versuchsstrecke (DEKRA Lausitzring) durchgeführt. Dabei erlebten die Fahrenden einen falschen Alarm sowie drei ausbleibende Systemwarnungen. Die Hälfte der Testpersonen musste während der Fahrt komplexe Logistikaufgaben auf einem Tablet bearbeiten. Gemessen wurden die Übernahmeleistung anhand der Übernahmezeit, die Time To Collision (TTC) sowie der Übernahmeerfolg, der von einem Sicherheitsfahrer und dem Versuchsleiter bewertet wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer Übernahmeaufforderung in jedem Fall übernommen wird. Fehlt diese Aufforderung, das heißt es kommt zu einem stillen Fehler, war bei über der Hälfte der Fahrenden die Übernahme nicht erfolgreich. Bei Ausführung einer Nebentätigkeit verliefen die Übernahmen häufiger nicht erfolgreich im Vergleich zum Fahren ohne Nebentätigkeit. Beim Überfahren eines Stoppschilds und einem langsamen Abdriften auf die Gegenspur zeigten sich mehrheitlich unzureichende Übernahmeleistungen infolge der Ablenkung durch die Anforderungen aus der Nebentätigkeit. Hinsichtlich der Persönlichkeitseigenschaften erwies sich in jedem Szenario ein spezifisches Persönlichkeitsmerkmal als signifikant für den Übernahmeerfolg. Eine Clusteranalyse identifizierte drei Persönlichkeitsmuster, die sich signifikant in der TTC über die Szenarien hinweg unterschieden.