Detailergebnis zu DOK-Nr. 78412
Entwicklung einer standardisierten Prüfanordnung zur Bewertung der Übernahmeleistung beim automatisierten Fahren
Autoren |
K. Wiedemann N. Schömig T. Wehner D. Befelein A. Neukum |
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Sachgebiete |
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) 6.7.1 Verkehrssteuerung mit LSA |
Berlin: Forschungsvereinigung Automobiltechnik (FAT), 2022, 133 S., 92 B, 12 T, 8 Q (FAT-Schriftenreihe H. 356). - Online-Ressource: verfügbar unter: www.vda.de/de/aktuelles/publikationen
Human-Factors-Fragestellungen sind ein wachsendes Forschungsfeld im Kontext des automatisierten Fahrens. Trotz der großen Anzahl an neu veröffentlichten Studien zu verschiedenen Themengebieten fällt auf, dass die meisten Studien kein standardisiertes Vorgehen beispielsweise bei der Untersuchung von Übernahmesituationen verwenden, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse untereinander erschwert. Ziel des Projekts war die Entwicklung einer standardisierten Prüfanordnung für die Bewertung der Übernahmeleistung, die bei der Untersuchung einer Vielzahl von Fragestellungen zum Einsatz kommen kann. Anwendungsschwerpunkt sollte das hochautomatisierte Fahren (SAE L3) sein, eine Anwendung auf Fragestellungen zum teilautomatisierten Fahren (SAE L2) sollte aber möglich sein. Die Prüfanordnung wurde speziell für den Einsatz im Fahrsimulator entwickelt, sollte aber auch auf der Teststrecke eingesetzt werden können. Sie kann zu verschiedenen Zeitpunkten im Entwicklungsprozess angewendet werden (zum Beispiel entwicklungsbegleitende Studien oder finale Validierung). Die Prüfanordnung wurde nach theoretischer Herleitung entworfen, iterativ weiterentwickelt und in einer Vielzahl an Studien überprüft und validiert. Sie besteht aus einem dreistreifigen Prüfparcours, in dem der Fahrer mehrmals übernehmen muss. Bei jeder Übernahmesituation muss er neu entscheiden, ob er (1) den Fahrstreifen wechseln muss (weil sein Fahrstreifen durch ein Hindernis blockiert ist), (2) in welche Richtung er den Fahrstreifen wechseln muss (in Abhängigkeit des Ausgangsfahrstreifens), (3) ob ein Wechsel ausreichend ist oder ob zwei Fahrstreifen gewechselt werden müssen, weil beide blockiert sind und (4) ob er vor erforderlichem Fahrstreifenwechsel bremsen muss, da sich Verkehr von hinten nähert oder nicht. Der Fahrer soll sich mit einer visuellen fahrfremden Tätigkeit beschäftigen, um vor der Übernahme vollständig aus dem Loop zu sein. Um einen vorzeitigen Aufbau von Situationsbewusstsein auch bei durchgeführten Kontrollblicken zu verhindern, erscheint das Hindernis und der Verkehr erst im Moment der Übernahmeaufforderung. Der Bericht beschreibt den Entwicklungsprozess der Methode auf Basis der theoretischen Überlegungen und der Durchführung mehrerer Simulatorstudien.