Detailergebnis zu DOK-Nr. 78699
Innerstädtische Bundesstraßen: Transformationsräume zur Stärkung der Nähe
Autoren |
R. Dietz G. Stete M. Weismann M. Zech |
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Sachgebiete |
5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung 5.10 Entwurf und Trassierung |
Planerin (2022) Nr. 4, S. 27-30, 6 B, 4 Q
Grundvoraussetzung für die Transformation von innerstädtischen, klassifizierten Hauptverkehrsstraßen im gewünschten Sinne ist ein integrierter Planungs- und Beteiligungsprozess, der die Verkehrs-, Stadt- und Freiraumplanung sowie sozialräumliche und programmatische Belange miteinander vereint. Die Verkehrsplanung ist dabei nur eine Ebene in der Transformation. Gegebenenfalls muss die Leistungsfähigkeit des Kfz-Verkehrs den städtebaulichen Qualitäten untergeordnet oder durch Geschwindigkeitsreduzierungen gewährleistet werden. Es bedeutet die Transformation eines Verständnisses von Mobilitätskultur weg vom "schneller, weiter, mehr" hin zu "langsamer, näher, weniger (Kfz-Verkehr)". Die Erfahrung aus den Beispielen zeigt, dass die Voraussetzung für den Planungserfolg ein Begegnen auf Augenhöhe ist. Jede beteiligte Disziplin legt die aus ihrer Sicht erforderlichen Bedarfe und Anforderungen dar: Was braucht es für einen gelungenen Städtebau, für einen attraktiven Freiraum oder eine robuste Verkehrsinfrastruktur? Entscheidend für die Umsetzung ist die Frage, welche Flächen und Ressourcen konkret zur Verfügung stehen. Bei der Transformation von innerstädtischen klassifizierten Hauptverkehrsstraßen zeigt sich in der Regel, dass die verfügbaren Flächen einerseits und der erforderliche Raum andererseits weit auseinanderklaffen und ein "business as usual" nicht länger zur Zielerfüllung heutiger Ansprüche führt. Es bedarf also eines Abwägungsprozesses, der die Anforderungen der Disziplinen unter Berücksichtigung von Dringlichkeitsaspekten gegenüberstellt. Die vorgestellten Beispiele zeigen auch, dass integrierte städtebaulich-freiräumlich-verkehrsplanerische Wettbewerbe oder Planungswerkstätten zielführend sind, um zu lebenswerten Stadträumen in ihrer gesamten Bandbreite zu kommen. Die Formate ermöglichen die Untersuchung größerer, zusammenhängender Achsen/Flächen (wie innerstädtische Bundesstraßen) und fordern schon beim "ersten Nachdenken" über eine Planungsaufgabe das Abwägen/Aushandeln zwischen den Anforderungen/Bedarfen der verschiedenen Disziplinen ein. Im Weiteren können – ausgehend von einem dann vorliegenden integrierten Gesamtkonzept – sukzessive Teilbereiche entlang der Bundesstraße im Geiste der übergeordneten Idee unter Beteiligung der jeweils angrenzenden Akteurinnen und Akteure entwickelt werden, um zu mehr Nähe in der Stadt zu gelangen.