Detailergebnis zu DOK-Nr. 78660
Vollelektrisches Kehrrichtsammelfahrzeug – Eckpunkte und Erfahrungen aus der Praxis
Autoren |
D. Hoti F. Wyssmann F. Locker S. Rohrbach T. Wülser V. Dettwiler A. Schimanski |
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Sachgebiete |
16.7 Fahrzeuge, Maschinen, Geräte (Mechanisierung) |
Verkehr und Technik 75 (2022) Nr. 9, S. 285-291, 11 B
In den Schweizer Städten Lausanne, Thun, Neuenburg und Murten ist im Zeitraum September 2017 bis September 2018 je ein 26 t vollelektrisches Sammelfahrzeug der Marke Futuricum (neu seit 2022: Marke Designwerk) in den Betrieb gegangen. Diese sind seither im täglichen Sammelbetrieb in unterschiedlichen Profilen bei kommunalen sowie privaten Betreibern im Einsatz. Die Fahrzeuge entsprangen einem Leuchtturmprojekt in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bundesamt für Energie (BFE) zur Untersuchung der Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit schwerer vollelektrischer Nutzfahrzeuge. Der Bericht enthält Auszüge aus dem Abschlussbericht des Leuchtturmprojekts mit Ergänzungen. Ein Elektro-Wertstoff-Sammelfahrzeug (EWS) legt in seinem Einsatzspektrum kürzere Routen als andere Lkw zurück. Seine Routen sind beschränkt und definiert. Entsprechend können der Energieaufwand genauer ermittelt und damit die Batteriegröße definiert werden. Leerfahrten bei der Anfahrt zur Entsorgung, wie sie in der Kehricht- und Recyclinglogistik üblich sind, können sich dabei positiv auf die Reichweite auswirken, da die Nutzlast nicht konstant ausgeschöpft wird. Zudem müssen die Fahrzeuge zum Sammeln von Wertstoffen und Abfällen häufig anhalten. In diesem Stop-and-go-Betrieb erweisen sich rekuperierende Elektromotoren im Vergleich zu Verbrennungsmotoren als vorteilhaft. Die Energie, die bei der Bremsung des Fahrzeugs entsteht, kann zu großen Teilen zurückgewonnen werden. Gleichzeitig erlauben Elektromotoren – trotz der heterogenen Schweizer Topografie – ein schnelles und leises Beschleunigen. Der leise Betrieb kann dabei sensible Wohn- und Lebensräume von Lärmemissionen entlasten. Für Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) besteht zudem die Möglichkeit, die Traktionsbatterien mit selbst produziertem Strom zu laden.