Detailergebnis zu DOK-Nr. 78716
Der ungleiche Fahrradboom in Deutschland (Orig. engl.: The unequal cycling boom in Germany)
Autoren |
A. Hudde |
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Sachgebiete |
5.5 Radverkehr, Radwege 6.10 Energieverbrauch, Elektromobilität |
Journal of Transport Geography 98 (2022) Nr. 103244, 13 S., 9 B, zahlr. Q. - Online-Ressource: verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/j.jtrangeo.2021.103244
In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Radverkehr in Deutschland um mehr als 40 % zugenommen. In dem Beitrag wird analysiert, wie sich dieser Gesamtzuwachs nach Gruppen aufteilt, die durch Wohnort (ländliche Gebiete und kleinere Städte vs. Mittlere und größere Städte) und Bildungsstand (hoch vs. niedrig) gekennzeichnet sind. Es wird analysiert, wie sich die Zusammensetzung der Bevölkerung nach diesen Gruppen verändert, wie sich das Radfahrverhalten innerhalb dieser Gruppen entwickelt, und wie die Veränderungen in der Zusammensetzung und im Verhalten das Gesamtvolumen des Radverkehrs beeinflussen. Die Daten zum Mobilitätsverhalten stammen aus dem groß angelegten, repräsentativen Deutschen Mobilitätspanel von 1996 bis 2018, die Analysestichprobe umfasst Informationen zu mehr als 28.000 Personen über rund 730.000 berichtete Wege. Die Daten zur Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung stammen aus dem Sozio-ökonomischen Panel. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anstieg des Radverkehrs unausgewogen und größtenteils eine Folge der hochgebildeten Menschen in den Städten ist, die nun doppelt so viel Rad fahren und deren Anteil an der Bevölkerung sich verdoppelt hat. Dies zeigt, dass der Fahrradboom an wichtigen Teilen der Bevölkerung vorbeigeht, was den Beitrag des Fahrrads zu den Nachhaltigkeitszielen einschränkt. Außerdem verstärkt die ungleiche Entwicklung des Radverkehrs die sozialen Ungleichheiten in Bezug auf Finanzen und Gesundheit. Schließlich zeigt diese Studie, dass die Zunahme des Radverkehrs nicht nur auf ein verändertes Verhalten innerhalb von Gruppen zurückzuführen ist, sondern auch auf eine veränderte Bevölkerungszusammensetzung. Die einflussreichste Veränderung in der Zusammensetzung der Bevölkerung ist der steigende Bildungsgrad, der das Radfahren wahrscheinlich weiter fördern wird.