Detailergebnis zu DOK-Nr. 78987
Entwicklung von disruptiven Mobilitätsszenarien für ländliche Gebiete: Partizipative Erstellung von Mobilitätsszenarien in einem belgischen Dorf für das Jahr 2050 (Orig. engl.: Developing disruptive mobility scenarios for rural areas: Participatory mobility scenario building in a Belgian village for the year 2050)
Autoren |
S. Tori J. Pappers I. Keserü |
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Sachgebiete |
0.8 Forschung und Entwicklung 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen 6.2 Verkehrsberechnungen, Verkehrsmodelle |
European Transport Research Review 14 (2022) Nr. 33, 18 S., 7 B, 4 T, 43 Q. - Online-Ressource: verfügbar unter: https://doi.org/10.1186/s12544-022-00555-0
In der Vergangenheit wurden in der Verkehrsplanung quantitative Prognosemethoden eingesetzt. Da Prognosen für die mittel- und langfristige Planung unzuverlässig sein können, wird in letzter Zeit zunehmend auf die Szenarienbildung zurückgegriffen. Bei den Methoden der Szenarienbildung werden jedoch disruptive Störungen und "Wild Cards", das heißt, Ereignisse mit geringer Wahrscheinlichkeit, aber großen Auswirkungen, häufig nicht berücksichtigt. Wenn sie nicht berücksichtigt werden, beeinträchtigen Wild-Card-Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie die Wirksamkeit der Szenarienbildung bei der Politikgestaltung, da diese Ereignisse die entwickelten Zukunftsszenarien völlig durcheinander bringen können. In dem Beitrag wurde eine kreative und partizipative Methodik zur Entwicklung von Visionen und Störszenarien für die ländliche Mobilität entwickelt und angewendet. Die Forschung wurde in dem belgischen Dorf Oetingen durchgeführt, wo die Einwohnerinnen und Einwohner in einer partizipativen Szenarienbildung belastbarere Zukunftsbilder entwickelten, indem sie gestörte Mobilitätsszenarien und eine bevorzugte Mobilitätsvision für ihr Dorf für das Jahr 2050 entwarfen. In drei Workshops wurden von Mobilitätsfachleuten und Personen aus dem Dorf Wild Cards zum Thema Mobilität gesammelt. Die Einwohnerinnen und Einwohner wurden aufgefordert, ihre Mobilitätsvision auf einer Postkarte zu formulieren, die an alle Häuser im Dorf verteilt wurde, sowie auf einer Projektwebsite. Die Befragten wurden zu einem Folgeinterview eingeladen, in dem ihre bevorzugte Mobilitätsvision den Wild Cards unterzogen wurde und die Teilnehmenden beschrieben, wie diese Wild Cards ihre bevorzugte Vision verändern würden. Da Kinder in der Regel kreativere Ideen haben, wurden sie über Workshops in der Schule einbezogen. Das Ergebnis dieses Prozesses waren Mobilitätsszenarien für das Dorf für das Jahr 2050, die auf den verschiedenen Platzhaltern basieren, sowie eine allgemeine Wunschvision. Es wurde festgestellt, dass die Verwendung von Wild Cards die Szenarien im Vergleich zur Vision nicht wesentlich veränderte, obwohl die Befragten dadurch aus ihrer "Komfortzone" heraustreten mussten.