Detailergebnis zu DOK-Nr. 79218
20 Jahre Sicherheitsaudit von Straßen in Deutschland – ein Erfolgsmodell auch zur Verbesserung der Verkehrssicherheit für den Rad- und Fußverkehr?!
Autoren |
J. Gerlach T. Kesting |
---|---|
Sachgebiete |
5.5 Radverkehr, Radwege 5.6 Fußgängerverkehr, Fußwege, Fußgängerüberwege 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Straßenverkehrstechnik 67 (2023) Nr. 4, S. 255-265, 22 B, 8 Q
Die Instrumente des Sicherheitsaudits von Straßen in der Planung und im Bestand (SAS) sind Teil des Sicherheitsmanagements der Straßeninfrastruktur. Mit den Empfehlungen für Sicherheitsaudits von Straßen wurde diese Methode in Deutschland im Jahr 2002 eingeführt. In Anlehnung an die europäische Richtlinie 2008/96/EG und unter Berücksichtigung der langjährigen Auditerfahrungen wurden diese Empfehlungen aktualisiert und im Jahr 2019 zu einem verbindlichen Standard mit SAS-Anforderungen aufgewertet. Aktualisiert wurden im Jahr 2022 auch die Standards zur Ausbildung und Zertifizierung der Sicherheitsauditoren von Straßen. Der Fachbeitrag beschreibt den Hintergrund des Sicherheitsaudits und zeigt Beispiele und Erfahrungen aus Ausbildungskursen und Sicherheitsaudits mit dem Schwerpunkt der Stadtstraßen auf. Das Ergebnis eines Sicherheitsaudits ist ein Bericht, in dem alle Verkehrssicherheitsdefizite aufgezeigt werden. Bei der Analyse der Sicherheitsmängel zeigt sich, dass die Defizite teils auf Regelwerkverstöße und teils auf nicht voller Ausschöpfung der Möglichkeiten sicherer Gestaltung beruhen. In Stadtstraßen werden dabei vielfach andere Ansprüche, wie die Qualitätsstufe des Verkehrsablaufs oder die Erschließungsqualität, gegenüber der Verkehrssicherheit priorisiert. So werden beispielsweise bedingt verträgliche Ströme gleichzeitig freigegeben, obwohl gesonderte Phasen die Verkehrssicherheit erhöhen würden und möglich erscheinen. Ein anderes typisches Beispiel ist die Anlage von Parkständen, obwohl sie die notwendige Sicht behindern. Leidtragende sind dann oft die ungeschützten Verkehrsteilnehmenden, da Gehende und Radfahrende vielfach betroffen sind und bei Unfällen mit Beteiligung dieser Modi potenziell vergleichsweise schwere Unfallfolgen zu verzeichnen sind. Die Autoren sind "Innerorts-Audit-Pioniere" der ersten Stunden. Sie haben die Schulungskurse insbesondere für Stadtstraßen mitentwickelt, gehören zu einer anerkannten Ausbildungsstätte und führen jährlich Ausbildungskurse zum Sicherheitsaudit durch. Sie haben zudem zahlreiche Planungen und Bestandssituationen auditiert. Die langjährigen Erfahrungen mit Auditkursen und Auditberichten zeigen, dass eine konsequente Umsetzung und Nutzung der Vorteile dieser Instrumente helfen können, die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden und insbesondere für Radfahrende und Gehende zu verbessern und Unfälle zu vermeiden.