Detailergebnis zu DOK-Nr. 79318
Berlin-Pankow: eine 15-Minuten-Stadt für alle? Eine Fallstudie zur Kombination von Erreichbarkeit, Verkehrslärm, Luftverschmutzung und soziostrukturellen Daten (Orig. engl.: Berlin Pankow: a 15-min city for everyone? A case study combining accessibility, traffic no,se, air pollution, and socio-structural data)
Autoren |
J.-P. Glock J. Gerlach |
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Sachgebiete |
5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen) 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen 6.9 Verkehrsemissionen, Immissionsschutz |
European Transport Research Review 15 (2023) Nr. 7, 14 S., 2 B, 14 T, 38 Q. - Online-Ressource: verfügbar unter: https://doi.org/10.1186/s12544-023-00577-2
Der Autoverkehr dominiert den städtischen Verkehr in Städten auf der ganzen Welt, obwohl die täglichen Wege in vielen Städten oft mit aktiven Verkehrsmitteln oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Die städtische Verkehrsplanung muss sich auf diese Realität und die Notwendigkeit des Klimaschutzes einstellen. Vor diesem Hintergrund hat das Forschungsprojekt "Mobilitätsberichterstattung", ein Gemeinschaftsprojekt des Bezirks Pankow in Berlin und Forschenden der TU Berlin und der TU Dresden, einen neuen, zielorientierten und partizipativen Planungsprozess etabliert. In diesem Prozess wurde die lokale Mobilität als eines der zentralen Planungsziele festgelegt. Die 15-Minuten-Stadt (Fifteen Minutes City, "FMC") wurde daher als Benchmark herangezogen, um das aktuelle Mobilitätssystem und das Entwicklungspotenzial des Bezirks zu analysieren. Um den Status quo der FMC zu untersuchen, wurden umfangreiche Erreichbarkeitsanalysen durchgeführt. Es wurden die Reisezeiten zu den wichtigsten Zielen des täglichen Lebens zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Auto ermittelt. Begleitet wurde diese Analyse von einer gemischten Online- und "Papier-und-Bleistift"-Befragung, um die wahrgenommene Erreichbarkeit der Menschen in Pankow zu evaluieren. Die Befragungsergebnisse beleuchten die Frage, welche Gehzeitschwellen eine "sehr gute" oder "gute" Erreichbarkeit ausmachen. Weitere Analysen bezogen Umwelt- und Sozialvariablen mit ein, so dass überprüft werden konnte, ob sich Gebiete mit unterschiedlichen Erreichbarkeitsniveaus auch hinsichtlich der sozioökonomischen Merkmale ihrer Bewohner unterscheiden. Haben zum Beispiel sozial begünstigte Stadtteile eine bessere lokale Erreichbarkeit? Gibt es einen Kompromiss zwischen der Belastung durch Umweltverschmutzung und guter Erreichbarkeit? Mit diesem Beitrag wurde beleuchtet, was eine FMC ist und sein sollte. Die Ergebnisse der Umfrage unterstützen die normative und politische Vision der FMC. Pankow bietet generell die Vorzüge einer fußgängerfreundlichen Stadt und zeigt die zu erwartenden Fahrzeitunterschiede zwischen der dichten Innenstadt und den Außenbezirken. Sozial benachteiligte Stadtteile sind nicht durchweg schlechter erreichbar. Allerdings scheint es einen Kompromiss zwischen guter Erreichbarkeit (insbesondere der Erreichbarkeit des ÖPNV) und den damit verbundenen externen Effekten des Verkehrs, nämlich Luftverschmutzung und Lärm, zu geben.