Detailergebnis zu DOK-Nr. 79786
Ablenkung im Fahrzeug
Autoren |
H.-P. Horn A. Oehme S. Kröling T. Gehlert |
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Sachgebiete |
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) 6.7.2 Verkehrsbeeinflussung außerorts, Verkehrsmanagement, Fahrerassistenzsysteme 0.8 Forschung und Entwicklung |
Berlin: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., Unfallforschung der Versicherer, 2023, 91 S., 5 B, 6 T, zahlr. Q, Anhang (Forschungsbericht / Unfallforschung der Versicherer (GDV) Nr. 88). - ISBN 978-3-948917-19-7. - Online-Ressource: verfügbar unter: http://www.udv.de
Als Kern des Projekts wurde eine modulare Checkliste auf Basis der NHTSA-Guidelines der National Highway Traffic Safety Administration zur Vermeidung visuell-manueller Ablenkung entwickelt, die einerseits diesen verbreiteten Kriterienkatalog in eine effizient und praktisch anwendbare Form bringt und andererseits die Vorlage in entscheidenden Aspekten (Geltungsbereich, neu entwickeltes Modul zur Bestimmung geeigneter und ungeeigneter Implementierungsformen) erweitert. Hierfür wurde zunächst eine Recherche zu öffentlich zugänglichen Guidelines zur ablenkungsvermeidenden Gestaltung von Fahrzeug-HMI der National Highway Traffic Safety Administration durchgeführt, und die Ergebnisse wurden nach Gesprächen mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich der HMI-Gestaltung und -Bewertung ergänzt. Das Hauptergebnis des Projekts besteht in einer ersten gebrauchsfertigen Version der Checkliste, die durch ihre Modularität und ihren Aufbau anhand späterer empirischer Erkenntnisse, neuerer Kriterienkataloge oder Bedarf an spezialisierten Modulen zum Beispiel zu Sprachsystemen angepasst und erweitert werden kann. Moderne Pkw weisen zunehmend mehr Funktionen und Teilsysteme auf, mit denen Fahrerinnen und Fahrer abseits der primären Fahraufgabe während des Fahrens interagieren können, seien es Entertainment- oder Komfortfunktionen oder auch Einstellungsfunktionen für Assistenzsysteme. Jede dieser Funktionen kann je nach konkreter Umsetzung auch die Gefahr bergen, dass ihre Nutzung von der eigentlichen Fahraufgabe ablenkt und somit die Verkehrssicherheit beeinträchtigt. Zugleich sorgt die bloße Zahl von Funktionen dafür, dass nicht mehr genug Platz vorhanden ist, um jede Funktion ähnlich unmittelbar und damit ablenkungsarm zugänglich zu machen. Zugleich geht der Trend beim Design des Fahrzeug-HMIs dahin, möglichst viele Funktionen direkt in Software umzusetzen und auf dem zentralen Display in der Cockpitmitte anzubieten, da der Verzicht auf mechanische Eingabeelemente eine Reihe von Vorteilen bietet (zum Beispiel leichtere Wartbarkeit/Erweiterbarkeit durch Softwareupdates, geringere Produktionskosten) und als aufgeräumter und ästhetischer wahrgenommen wird. Unter diesen Gesichtspunkten ist denkbar, dass auch zunehmend mehr Funktionen im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Fahraufgabe selbst, wie etwa die Scheibenwischersteuerung, als Softwarekomponente in solch ein zentrales HMI integriert werden. Eine grundlegende Frage, die aus diesen Trends und möglichen Szenarien erwächst, betrifft die Auswirkungen auf das Ablenkungsrisiko, das durch derartige moderne HMI im Fahrzeug entsteht, und inwiefern die bislang veröffentlichten Maßnahmen- und Kriterienkataloge zur ablenkungsbezogenen Bewertung und Optimierung von Fahrzeug-HMIs die aktuellen Entwicklungen noch ausreichend adressieren können. Bei der Recherche zu veröffentlichten Guidelines zur Ablenkungsvermeidung im Fahrzeug zeigte sich, dass sich entsprechende Veröffentlichungen in drei Klassen einordnen lassen.