Detailergebnis zu DOK-Nr. 79842
Gefährdungsorientierte Sanktionierung von Regelverstößen
Autoren |
E. van der Meer R. Gerlach S. Kröling T. Gehlert |
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Sachgebiete |
3.9 Straßenverkehrsrecht 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen 1.4 Statistik (Straßen, Kfz, Unfälle) |
Berlin: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., Unfallforschung der Versicherer, 2023, 143 S., 40 B, 21 T, zahlr. Q, Anhang (Forschungsbericht / Unfallforschung der Versicherer (GDV) Nr. 89). - ISBN 978-3-948917-20-3. - Online-Ressource: verfügbar unter: http://www.udv.de
Bisher gibt es keine gute Korrespondenz zwischen dem Unfallgeschehen im Straßenverkehr und der Sanktionierung von Regelverstößen. Im Forschungsprojekt steht daher die Frage im Vordergrund, wie Sanktionen (Art/Höhe/subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit) gestaltet sein müssen, damit sie besser als bisher verhaltenswirksam werden. Zunächst wurde eine Unfallursachenanalyse vorgenommen. Dafür wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Verkehrsunfallgeschehen in Deutschland 2018 für Pkw-Fahrer sowie Fahrrad- und Pedelec-Fahrer ausgewertet. Die Unfallursachenanalyse zeigte, dass auch 2018 die meisten Unfälle im Straßenverkehr auf menschliches Fehlverhalten zurückgingen. Bei Pkw-Fahrern waren es unter anderem Geschwindigkeits- und Rotlichtverstöße, die häufig zu Unfällen führten, bei Fahrrad- und Pedelec-Fahrern zum Beispiel der "Alkoholeinfluss" und die "falsche/verbotswidrige Fahrbahnnutzung". Für die Delikthäufigkeitsanalyse wurden die Daten des Kraftfahrt-Bundesamts über alle Mitteilungen zu Ordnungswidrigkeiten und Straftaten herangezogen, die Jahr 2018 im Fahreignungsregister (FAER) eingegangen sind. Die Deliktanalyse zeigte, dass mehr als 30 % der eingetragenen Straftaten im Jahr 2018 auf Alkoholverstöße entfielen. Die am häufigsten eingetragenen Ordnungswidrigkeiten waren Geschwindigkeitsverstöße, gefolgt von Handy-, Rotlicht- und Abstandsverstößen. Um das Gefahrenpotenzial von Verkehrsdelikten umfassend kennzeichnen und bewerten zu können, wurde eine psychologische Gefahrenanalyse von Regelverstößen auf der Basis des Fehlermodells von Reason (1994) durchgeführt. Verstöße sind – im Gegensatz zu anderen Fehlern – bewusste, beabsichtigte Regelübertretungen, die potenziell durch Sanktionen beeinflussbar sind. Die psychologische Gefahrenanalyse zeigte, dass Regelverstöße oft nicht nur eine direkte Erhöhung der Unfallwahrscheinlichkeit mit sich bringen, sondern je nach Delikt und Verkehrssituation das Gefahrenpotenzial zusätzlich erhöht wird durch eine Reihe von Fehlern, die infolge dieser Verstöße auftreten können. Auf der Basis der Unfallursachen- und Deliktanalyse sowie der psychologischen Gefahrenanalyse wurden relevante Verkehrsverstöße von Pkw-, Fahrrad- und Pedelec-Fahrern ausgewählt und mithilfe einer standardisierten Online-Befragung untersucht. In die Datenauswertung gingen 2004 Personen ein, 962 Pkw-Fahrer, 864 Fahrrad-Fahrer und 178 Pedelec-Fahrer. Erfasst wurde die situationsspezifische Verhaltenswahrscheinlichkeit unter systematischer Variation der Sanktionsform (Art und Höhe: höheres Bußgeld, zusätzliche Punkte und/oder Fahrverbot) sowie der Entdeckungswahrscheinlichkeit. Die Ergebnisse der Befragungsstudie zeigen, dass Pkw-Fahrer die Wahrscheinlichkeit für die Regelübertretungen "Geschwindigkeitsverstoß 15 km/h" und "Handyverstoß" am höchsten einschätzen.