Detailergebnis zu DOK-Nr. 80134
Stabilität und Variabilität mobilitätsbezogener Alltagshandlungen – eine qualitative soziale Netzwerkanalyse
Autoren |
M. Puhe |
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Sachgebiete |
0.11 Daten (EDV, IT, Internetanwendungen und Verkehrsdaten) 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen 6.2 Verkehrsberechnungen, Verkehrsmodelle |
Karlsruhe: KIT Scientific Publishing, 2023, XI, 290 S., zahlr. B, T, Q, Anhang (Schriftenreihe des Instituts für Verkehrswesen, Karlsruher Institut für Technologie H. 79). - ISBN 978-3-7315-1317-9
In der Arbeit wird die Stabilität und Variabilität von mobilitätsbezogenem Alltagshandeln in einer interdisziplinären Perspektive betrachtet. Anstatt, wie in der Verkehrswissenschaft und -modellierung üblich, die Aktivitäten der Verkehrsnachfrage als Ausgangspunkt zu nehmen, werden die sozialen Beziehungen der Menschen betrachtet, die diese Aktivitäten erst möglich beziehungsweise erforderlich machen. In dieser Sichtweise werden Veränderungspotenziale und Beharrungstendenzen nicht nur auf die Strukturen der gebauten Umwelt oder individuelle Präferenzstrukturen zurückgeführt beziehungsweise durch diese erklärt, sondern es wird darüber hinaus die gesellschaftliche Dimension menschlicher Handlungen in den Blick genommen. Dafür wurde von September 2018 bis März 2019 eine qualitative soziale Netzwerkanalyse durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine etablierte Methode der empirischen Sozialforschung, die sich besonders für die Erforschung sozialer Beziehungen anbietet. Um mobilitätsrelevante soziale Phänomene in möglichst unterschiedlichen Lebensbereichen in den Blick zu nehmen, wird hier unter einem sozialen Netzwerk ein Beziehungsgeflecht verstanden, welches individuelle, korporative und kollektive Akteure miteinander verbindet. Als Ergebnis liefert die Arbeit tiefe Einblicke in die Merkmale verschiedener sozialer Beziehungen. Dabei werden insbesondere die Merkmale herausgearbeitet, die sich anbieten, um die Stabilität und Variabilität von Alltagshandeln und damit verbundener Zielwahlentscheidungen zu adressieren. Dies umfasst neben dem raum-zeitlichen Kontext auch Merkmale des emotiv-affektiven Kontexts, in den die Beziehungen eingebettet sind. Es wird ein Weg aufgezeigt, wie soziale Beziehungen für die Verkehrsnachfragemodellierung nutzbar gemacht werden können. Dafür wird ein konzeptuelles Modell vorgestellt, welches die Aktivitäten- und Zielwahl über eine dazwischenliegende Beziehungswahl miteinander verbindet. Im Mittelpunkt des Modells stehen die Bedingungen, unter denen damit zu rechnen ist, dass Menschen auf Grundlage eines Abwägungsprozesses entscheiden und wann davon auszugehen ist, dass sie stabilen Gewohnheiten folgen.