Detailergebnis zu DOK-Nr. 80144
Falschfahrten auf Autobahnen
Autoren |
J. Hoch L. Sardina J. Müller R. Strzeletz M. Kühn |
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Sachgebiete |
1.4 Statistik (Straßen, Kfz, Unfälle) 5.1 Autobahnen 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Berlin: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., Unfallforschung der Versicherer, 2023, 60 S., 35 B, 2 T, 31 Q, Anhang (Forschungsbericht / Unfallforschung der Versicherer (GDV) Nr. 92). - ISBN 978-3-948917-23-4. - Online-Ressource: verfügbar unter: http://www.udv.de
In Deutschland kommt es jährlich zu etwa 1 950 Falschfahrten auf Autobahnen. Unfälle durch Falschfahrten sind jedoch sehr selten und nehmen nur einen Anteil von 0,05 % aller Unfälle auf deutschen Autobahnen ein. Die stark erhöhte Letalitätsrate bei diesen Unfällen zeigt jedoch deren Relevanz. Zunächst hat sich das Projekt mit der vorhandenen Literatur zum Thema Falschfahrten befasst. Danach finden Falschfahrten vornehmlich zu verkehrsschwachen Zeiten statt und es ist eine deutliche Häufung von Falschfahrten am Wochenende zu erkennen. Die meisten Falschfahrenden sind männlich und in der Altersgruppe = 65 Jahre zu finden. Zudem ist der Anteil alkoholisierter Falschfahrender mit über 18 % sehr hoch. Für die Vermeidung von Falschfahrten gibt es vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Fahrzeugtechnik diverse Lösungsansätze. Anschließend wurden teils sehr detaillierte Daten zu insgesamt 224 Falschfahrten im Zeitraum von 2002 bis 2022 erfasst, ausgewertet und analysiert. Die Datenerhebung fand mithilfe der Unfalldatenbank der Unfallforschung der Versicherer (UDB) statt. Zusätzlich wurden standardisierte, falschfahrtspezifische Merkmale definiert und erhoben. Einige Erkenntnisse aus der Literaturrecherche konnten durch die Auswertung der eigenen Datenbasis bestätigt werden, bei anderen kam es teilweise zu deutlichen Abweichungen. So ergab die Literaturrecherche, dass 15 % der Unfälle infolge von Falschfahrten zu mindestens einer getöteten Person führten. Bei der ausgewerteten Datenbasis lag dieser Anteil bei 28 %. In Bezug auf das Manöver bei Beginn der Falschfahrt ergab sich zudem, dass Wendemanöver deutlich häufiger Ausgangspunkt der Falschfahrt waren (38 %) als bisher in der Literatur angenommen (26 %). Darüber hinaus konnten auch neue Erkenntnisse gewonnen werden. Beispielsweise benutzten Falschfahrende in etwa Zweidrittel der Fälle den linken Fahrstreifen aus Sicht der Richtigfahrenden. Im Ergebnis des Projekts wurde eine Maßnahmenmatrix erstellt, welche die mögliche Wirksamkeit unterschiedlicher Maßnahmen zur Vermeidung von und Warnung vor Falschfahrten vergleicht. Als besonders vielversprechend haben sich App-Lösungen zur Warnung vor Falschfahrenden und Fahrerassistenzsysteme herausgestellt.