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Detailergebnis zu DOK-Nr. 36539

Verkehrssicherheit

Autoren E. Brühning
R. Ernst
R. Benner
Sachgebiete 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle)

in: 88 Jahre Straßenverkehrstechnik in Deutschland. Bonn: Kirschbaum,1988, S. 125-143, zahlr. B, T, Q

In Berlin der Jahre 1874/76 mit damals 1 Million Einwohnern und ohne das Auto wurden 168 Personen im Straßenverkehr getötet. Für Berlin hat das später hinzugekommene Auto diese Zahlen nicht erhöht, denn im Jahre 1985 waren in Berlin (West) mit seinen 1,9 Mio. Einwohnern 150 Verkehrstote zu beklagen. Diese Zahlen lassen keine allgemeinen Schlüsse zu, dennoch kann man auch die rd. 650.000 im Jahre 1986 in der Bundesrepublik Deutschland registrierten Verkehrsunfälle mit Personen- und schwerem Sachschaden als "seltene Ereignisse" bezeichnen, wenn man sie auf die Fahrleistung von 358,3 Milliarden Fahrzeug-Kilometer bezieht. Menschliches Versagen gilt als Hauptursache von Straßenverkehrsunfällen. Dem wirkt die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) wie eine Unfallverhütungsvorschrift entgegen. Die Staßenverkehrstechnik wiederum ist die Disziplin, die menschliches Verhalten durch Anlage und Ausrüstung der Straße sowie durch Verkehrsregelung steuert. Ihr dient die Unfallforschung mit der Unfallstatistik als Grundlage. Und ihr Wert hängt von der Unfalleinzelerfassung ab. Sie gibt es in Deutschland seit 1906 und sie zeigt seit 1936 einen starken Rückgang von Radfahrer- und Fußgängerunfällen und dann wieder einen hohen Anteil von Fußgängerunfällen im Jahre 1970. Bessere Auswertung und schnellere Gegenmaßnahmen erlauben Neuerungen wie die Datenverarbeitung oder die "Mobilen Verkehrskommissionen", wie es sie in Baden-Württemberg und in Hessen gibt. Zu den "menschlichen Faktoren" im Unfallgeschehen gehört ohne Frage der Alkohol aber auch die noch wenig erforschten seelischen Abläufe vor dem Unfall (Abgelenktsein, Eile usw.). Für die Geschwindigkeit gilt, daß sie Unfallanzahl und Unfallschwere positiv beeinflußt. Bei 50 km/h ist die kinetische Energie sechsmal so groß wie bei 20 km/h. In bezug auf Unfallfolgen sollten die Kollisionsgeschwindigkeiten verringert werden. Die Verkehrssicherheit hängt auch von der Gestalt der Straße ab (optische Führung). Die vergleichsweise hohe Verkehrssicherheit von Autobahnen ist durch die zunehmende Verringerung der Fahrzeugabstände gefährdet. Leitplanken an zweispurigen Landstraßen haben sich vielfach als Unfallrisiko insbesondere für die Unfallschwere erwiesen. Der Verkehrsberuhigung von innerörtlichen Straßen sind wegen der hohen Kosten und der geringen Geschwindigkeitsdämpfung Grenzen gesetzt. Nicht gering ist die Bedeutung der sogenannten passiven Verkehrssicherheit, die z.B. aus allen Maßnahmen am Fahrzeug oder im Seitenraum der Straßen zu sehen ist. Die Abnahme der Unfalltoten in der Bundesrepublik von rd. 19.000 im Jahre 1970 auf rd. 7.900 im Jahre 1987 verlief in vergleichbaren Ländern ähnlich. Großbritannien, die Schweiz und die Niederlande liegen noch ein Drittel günstiger als die Bundesrepublik. Solche Vergleiche sind ein Erfolgsmaßstab der jeweiligen nationalen Bemühungen um die Verkehrssicherheit.