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Detailergebnis zu DOK-Nr. 37034

Kommentar der Stiftung "Straßen": Vierter Raumordnungsbericht der Niederlande (Orig. niederl.: Vierde nota over de ruimtelijke ordening)

Autoren
Sachgebiete 5.0 Allgemeines (Verkehrsplanung, Raumordnung)

Stichting Weg Bulletin 22 (1988) Nr. 4, S. 6-13, 7 B

Der Vierte Raumordnungsbericht der Niederlande geht davon aus, daß aufgrund des Bevölkerungswachstums und des steigenden Wohlstandes Personen- und Güterverkehr erheblich zunehmen werden. Der Städtering Zentral-Niederlande als Metropole mit vielen Kernen kann seine Funktion ebenfalls nur dann ausüben, wenn die Mobilität von Personen, Gütern und Nachrichten erhöht wird. Das wirtschaftliche Wachstum des südlichen Europa, die Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals, der Bau des Kanaltunnels, der Ausbau von Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnen und die bevorstehende Öffnung des europäischen Binnenmarktes sind weitere Faktoren, die im Raumordnungsbericht zu Konsequenzen führen. So wird im Güterverkehr mit einem Zuwachs von 80 % bis zum Jahr 2010, vor allem auf der Straße, gerechnet. Im motorisierten Personenverkehr wird eine Zunahme von 160 (1986) auf 270 Mio. Pkm (2000) erwartet. Als Ziel wird angestrebt, die Verteilerfunktion des Landes in Europa (Hafen Rotterdam, Flughafen Schiphol) zu stärken, den Export zu begünstigen und internationalen Dienstleistungsbetrieben günstige Standorte anzubieten. Das setzt gute Verteilerschienen für Güter, Nachrichten und Personen voraus. Mit diesen Zielen sind auch die Vorgaben für die Überarbeitung des Verkehrsstrukturplanes geschaffen. Der Bericht geht davon aus, daß Engpässe in der Infrastruktur vermieden werden müssen: "Die Erreichbarkeit ist lebenswichtig". Nach Auffassung der Stiftung gehören dazu eine bessere Auslastung der vorhandenen Infrastruktur, der Ersatz von Ortsveränderungen durch Telekommunikation (deren Auswirkungen jedoch als gering eingeschätzt werden) und verbesserte Bedingungen für die Verlegung des Wohnortes in die Nähe des Arbeitsplatzes (größere Auswirkungen). Darüberhinaus werden der Anschluß der Niederlande an die Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetze der Nachbarstaaten und die Verbesserung des Fernstraßennetzes als unerläßlich angesehen. Es wird diskutiert, welche Möglichkeiten der Straßenfinanzierung bestehen (z.B. Benutzungsgebühren). Der Hinweis, daß durch neuartige (elektronische) Regelungssysteme sowohl die Auslastung als auch die Sicherheit vorhandener Straßen verbessert werden können, wird dahingehend interpretiert, daß eine Änderung der Arbeitszeiten wegen der einschneidenden sozialen Folgen nicht erwünscht sei. Trotzdem werden kurzfristige, zeitliche Entzerrungen der Spitzenstunden und Umbaumaßnahmen an den Straßen (z.B. Benutzung des Fluchtstreifens als Notfahrspur) empfohlen. Außer der Finanzierung der erforderlichen Maßnahmen bereitet der motorisierte Individualverkehr in den Verdichtungsgebieten besondere Probleme. Nach Vorstellung der Stiftung soll er zu einem spürbaren Anteil durch den ÖPNV ersetzt werden (mehr als 10 bis 20 %). Für die fernere Zukunft wird auch erwogen, während der Spitzenzeiten besondere Straßenbenutzungsgebühren zu erheben, um für eine Verkehrsentzerrung zu sorgen. Vorerst sollen jedoch konventionelle Maßnahmen Entlastung schaffen.