Detailergebnis zu DOK-Nr. 80060
Wirkungen eines lokal begrenzten kostenfreien öffentlichen Verkehrs unter Einfluss der Coronapandemie
Autoren |
N.C. Höing C. Louen |
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Sachgebiete |
5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen 0.3 Tagungen, Ausstellungen |
Nahverkehrs-Tage 2023 - Verkehrswende und ÖPNV: Wie holen wir alle an Bord, bevor der Zug abgefahren ist. Kassel: Kassel University Press, 2023 (Schriftenreihe Verkehr H. 36) S. 47-63, 4 B, 17 Q
Die Coronapandemie führte in Deutschland und weltweit zu weitreichenden Mobilitätsveränderungen. Insbesondere der öffentliche Verkehr (ÖV) verzeichnete massive Einbrüche des Fahrgastaufkommens. Neben verschiedenen anderen Maßnahmen können Anpassungen am Tarif für eine Attraktivierung des ÖV sorgen. Auch die komplette Abschaffung von Kosten für die Nutzenden führt nachweislich zu einem Wachstum der Fahrgastzahlen. Die Stadt Monheim am Rhein führte mit Beginn der Pandemie den kostenfreien ÖV für alle Einwohnenden in Monheim am Rhein ein. Im Rahmen einer Studie, die auf Basis einer repräsentativen Haushaltsbefragung jährlich das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung der Stadt Monheim am Rhein evaluiert, kann die Wirkung der Maßnahmen unter Einfluss der Coronapandemie analysiert werden. Im Gegensatz zu anderen Städten, in denen die ÖV-Nutzung pandemiebedingt stark zurückgegangen ist, konnte Monheim am Rhein sogar für eine Steigerung der ÖV-Nutzung sorgen. So liegt der ÖV-Modal-Split-Anteil im Binnenverkehr während keines Befragungsdurchgangs unter dem Wert vor Einführung des kostenfreien ÖV. Die positive Wirkung auf die ÖV-Nutzung kann vor allem bei Haushalten mit niedrigem Einkommen sowie auf Freizeit- und Einkaufswegen nachgewiesen werden. Zudem zeigt sich, dass insbesondere Personen ohne ÖV-Zeitkarte vor Einführung des kostenfreien ÖV nun einen höheren Anteil ihrer Wege mit dem ÖV tätigen. Das kostenfreie Angebot, das einen hohen Zuspruch in der Bevölkerung der Stadt hat, kann dazu führen, dass Wege des motorisierten Individualverkehrs (MIV) durch ÖV-Wege ersetzt werden, es substituiert jedoch auch Fuß- und Radwege. Um höhere Wirkungen zugunsten des Umweltverbunds zu erzielen, könnten zusätzliche Push-Maßnahmen wie beispielsweise eine Parkraumbewirtschaftung nötig sein.