Detailergebnis zu DOK-Nr. 80067
Subjektives Sicherheitsempfinden und Attraktivität im Radverkehr: ein Methodenvergleich zur Untersuchung der Wahrnehmung und Wirkung unterschiedlicher Einflussfaktoren
Autoren |
D. Ullmann |
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Sachgebiete |
5.5 Radverkehr, Radwege 6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) |
Erlangen: Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation, 2023, XLV, 143 S., 42 B, 8 T, zahlr. Q, Anhang. - Online-Ressource: verfügbar unter: https://open.fau.de/items/14ab70d8-e8dd-42b0-a02e-9742c06c7683
Mit dem Ziel, ein besseres Verständnis für die individuellen Belange des Radverkehrs zu erreichen, wurde in der Arbeit durch die Kombination mehrerer Methoden die Wahrnehmung und Wirkung unterschiedlicher Einflussfaktoren auf das subjektive Sicherheitsempfinden und die Attraktivität im Radverkehr untersucht. Im Rahmen einer qualitativen Audio-Fahrt-Studie kommentierten Probanden zunächst ihre Gedanken und Wahrnehmungen während der Fahrradfahrt und lieferten erste Hinweise auf mögliche Stressoren und Motivatoren im Stadtgebiet. Die daraus abgeleiteten Parameter gliedern sich in verkehrliche und stadtgestalterische Einflussfaktoren, zu denen im Weiteren der aktuelle Forschungsstand zusammengetragen wurde. Basierend auf dieser Literaturanalyse wurden Hypothesen formuliert, die anhand zweier quantitativer Studien überprüft wurden. Hierfür wurden einerseits Befragungen von Radfahrern an unterschiedlichen innerörtlichen Hauptverkehrsstraßen in Bayern durchgeführt. Andererseits wurden die Einflussfaktoren mithilfe einer Virtual-Reality-Fahrradsimulation unter Laborbedingungen untersucht. Die Fragen nach dem subjektiven Sicherheitsempfinden beziehungsweise der Attraktivität blieben dabei unverändert. Die Datenauswertungen der Feld- und Laborstudie zeigen sehr ähnliche Ergebnisse, die überwiegend mit dem bisherigen Wissen der Forschung übereinstimmen, aber auch neue Erklärungen für Verhaltensweisen und Wirkungen liefern. Dabei ergänzen sich die unterschiedlichen Methoden, indem sie die jeweiligen Schwachstellen gegenseitig abdecken und damit ein umfassenderes Verständnis für die untersuchten Einflussfaktoren ermöglichen. Neue Erkenntnisse, die die Verkehrs- und Stadtplanung betreffen, konnten bei der Wahrnehmung einer geringeren Kfz-Verkehrsbelastung gewonnen werden, die das Überschreiten einer gewissen Reizschwelle erfordert. In der Arbeit erlangte etwa erst eine Reduzierung um 50 % ein signifikant höheres Sicherheitsempfinden. Weiterhin erhöhte eine reduzierte Kfz-Geschwindigkeit von 50 auf 30 km/h lediglich beim Fahren im Mischverkehr das subjektive Sicherheitsempfinden. Straßenbegleitgrün stellte sich als höchst wirksam heraus, wenn es um die Attraktivitätssteigerung des Radfahrens geht und sollte bei der Planung von Radvorrangrouten berücksichtigt werden. Die Roteinfärbung von Radfahrstreifen erwies sich im Rahmen der Arbeit als besonders positiv in Bezug auf das subjektive Sicherheitsempfinden. Bei der Führung im Seitenraum sollten getrennte Geh- und Radwege mit zumindest optischer Abgrenzung einer gemeinsam genutzten Fläche von Fußgängern und Radfahrern vorgezogen werden.