Detailergebnis zu DOK-Nr. 80438
Soziologie der Mobilität
Autoren |
K. Manderscheid |
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Sachgebiete |
0.13 Handbücher, Grundlagenwissenschaften 5.0 Allgemeines (Verkehrsplanung, Raumordnung) |
Bielefeld: transcript Verlag, 2022, 215 S., zahlr. Q (utb Bd. 5581). - ISBN 978-3-8385-5581-2 (PDF)
Der Band der Hamburger Hochschullehrerin Katharina Manderscheid führt in die soziologische Mobilitätsforschung ein. Im Anschluss an die Darstellung soziologischer Traditionslinien werden verschiedene Gegenstände dieser Forschungsrichtung wie Formen räumlich flexibilisierter Arbeitsverhältnisse, Pendel- und Reisepraktiken, Freizeitverkehr, multilokale Lebensformen und Migration vorgestellt. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Mobilität als zusammenhängendes Themengebiet innerhalb der Soziologie treffen auf eine wachsende Aufmerksamkeit. Die entstandene Forschungsrichtung wird seit etwa 15 Jahren unter dem Label "Mobilities Paradigm" zusammengefasst. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf den Mobilitäten von Menschen. Das zentrale Argument ist jedoch, dass Mobilitäten in den Strukturen der Gesellschaft, ihrem Selbstverständnis und ihren technischen und gebauten Umwelten verankert sind und sich in den Lebensformen und Praktiken der Menschen manifestieren. Ein soziologisches Verständnis von Mobilität muss daher diese mehrdimensionale gesellschaftliche Verankerung ebenso wie die komplexen Wechselbeziehungen verschiedener Formen von Mobilität immer mitbetrachten. Nach einer "Spurensuche", die bei Georg Simmel, der Chicagoer Schule, der Migrationsforschung und der Verkehrssoziologie verstreute Aspekte des Gegenstands Mobilität in der Soziologie zusammenträgt, beginnt die Einführung in die aktuelle soziologische Mobilitätsforschung mit einer Begriffsklärung. Dabei werden Mobilität, Verkehr, Motilität, Bewegung und Mobilisierung voneinander abgegrenzt. Das sozialwissenschaftliche Mobilitätsparadigma als eigene Forschungsperspektive und die damit einhergehende Kritik an der territorialen Sesshaftigkeitsannahme der "normalen" Sozialforschung bilden quasi das Grundlagenkapitel der dann folgenden Ausbuchstabierungen für einzelne Gegenstandsbereiche. Es folgt ein Kapitel, das die enge Beziehung von modernen Gesellschaften und Mobilität in den Blick nimmt und hierfür Elemente der Individualisierungstheorie aufgreift. Da historisch Automobilität eine besondere Stellung innerhalb der Gesellschaftsformation erlangen konnte, wird dieser aus einer dispositivanalytischen Sicht ein ausführliches Kapitel gewidmet. Es folgen weitere Gegenstände einer soziologischen Mobilitätsforschung, die entlang der formulierten Axiome skizziert werden: Wege und Alltag, Nutzung von Verkehrsmitteln, Wohnen, residentielle Mobilität und Multilokalität, Migration, Tourismus und Reisen sowie Mobilitäten von Gütern und Dingen. Die Fokussierung auf Bewegungen als Grundlage des Sozialen macht es notwendig, über die Forschungsmethoden als Verlängerung der theoretisch konzeptionellen Annahmen nachzudenken. Welche Implikationen sich daraus für die empirische Sozialforschung ergeben, wird im Kapitel "Methoden der Mobilitätsforschung und mobile Methoden" skizziert. Das Kapitel "Soziologische Mobilitätsforschung und gesellschaftspolitische Relevanz" beendet das Buch.