Detailergebnis zu DOK-Nr. 80634
Von autoorientierten zu autoreduzierten Planungspraktiken: die komplexen Muster der mobilitätsbezogenen Überzeugungen bei der Entwicklung eines neuen Stadtviertels (Orig. engl.: From car-oriented to car-reduced planning practices: the complex patterns of actors' mobility-related beliefs in developing a new neighborhood)
Autoren |
A. Schröder T. Klinger |
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Sachgebiete |
0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft 5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung |
Environmental Innovation and Societal Transitions 50 (2024) Nr. 100800, 15 S., 2 B, 3 T, zahlr. Q. − Online-Ressource: verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/j.eist.2024.100800
Die Dominanz der Automobilität ist grundlegend in der Stadtplanung verankert. Ihre negativen Folgen, zum Beispiel Luftverschmutzung, Staus und Klimawandel, sind bekannt und spürbar. Ein grundlegender Wandel von einer autoorientierten zu einer autoreduzierten Planung ist jedoch noch lange nicht gängige Planungspraxis. Das Autorenteam geht davon aus, dass der erforderliche Übergang stark mit den unterschiedlichen Überzeugungen der beteiligten Akteurinnen und Akteure zusammenhängt. Um zu untersuchen, wie die Überzeugungen der organisierten Personen den Übergang von autoorientierter zu autoreduzierter Planung beeinflussen, wird in der Studie der Fall der Entwicklung eines neuen, autoreduzierten Stadtteils in einer deutschen Stadt untersucht. Mithilfe der qualitativen Analyse von Experteninterviews wurden vier ineinandergreifende, von Überzeugungen getriebene Muster der Übergangssteuerung abgeleitet, die als einflussreiche Schritte für den Übergang von autoorientierter zu autoreduzierter Planung angesehen werden. Diese sind: Überzeugungsbildung, Übersetzung von Überzeugungen, Beharrung von Überzeugungen und Veränderung von Überzeugungen. In der Tat führt die autoreduzierte Überzeugung bestimmter Akteurinnen und Akteure zu neuen Planungspraktiken. Diese wiederum bewirken eine Änderung der Überzeugungen bei ehemals gegnerisch eingestellten Fachleuten. In Deutschland und anderen Industrieländern wird seit Jahrzehnten eine autozentrierte Planung praktiziert. Das "predict and provide paradigm" hat zu einem sich selbst verstärkenden Prozess des Ausbaus der autobedingten Infrastruktur, der Zersiedelung, der räumlichen Streuung und des Verkehrswachstums geführt, der als "Teufelskreis" beschrieben wird. Die negativen Folgen, wie verkehrsbedingte Treibhausgasemissionen, Flächenverbrauch und Staus, werden in Städten besonders deutlich. Dies wirft auch die Frage auf, wie klimaresiliente und lebenswerte Städte und Mobilitätssysteme gestaltet werden können. Daher werden Mobilität, Verkehr und Stadtentwicklung als hoch relevante transformative Handlungsfelder zur Bewältigung dieser Herausforderungen angesehen.