Detailergebnis zu DOK-Nr. 81643
Die Vorhersage von Fahrkompetenz durch die Validität der Selbsteinschätzung im höheren Lebensalter
Autoren |
D. Schlüter K.L. Austerschmidt J. König M. Flieger J. Bergerhausen T. Beblo M. Driessen M. Töpper |
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Sachgebiete |
6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle) 0.3 Tagungen, Ausstellungen |
Zeitschrift für Verkehrssicherheit 71 (2025) Nr. 2, S. 77-81, 2 T, zahlr. Q
Hintergrund: Die Pflicht zur Vorsorge, andere Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr nicht zu gefährden, ist zentraler Bestandteil der Fahrerlaubnisverordnung. Allerdings setzt diese Vorsorgepflicht in vielen Fällen eine valide Selbsteinschätzung voraus, welche bei älteren Fahrern häufig beeinträchtigt ist. So weisen ältere Autofahrer, die sich selbst überschätzen, eine Vielzahl fahrrelevanter Risikofaktoren auf. Unklar ist, wie die Validität der Selbsteinschätzung (VSA) und insbesondere das Ausmaß an Über- oder Unterschätzung mit der praktischen Fahrkompetenz im höheren Lebensalter zusammenhängt und deren Vorhersage erlaubt. Methode: Im Rahmen der Bielefelder On-Road-Studie absolvierten 112 ältere Fahrerinnen und Fahrer mit und ohne leichter kognitiven Beeinträchtigung eine 50-minütige praktische Fahrverhaltensbeobachtung, die von einer Fahrlehrerin und einem Verkehrspsychologen begleitet wurde. Die praktische Fahrkompetenz wurde von dem Verkehrspsychologen mithilfe des TRIP-Protokolls bewertet. Als Maß für die Validität der Selbsteinschätzung wurden Differenzwerte zwischen der Bewertung des Verkehrspsychologen und der Selbsteinschätzung des Probanden berechnet. Mittels hierarchischer Regressionsanalyse wurde ein Modell zur Vorhersage der praktischen Fahrkompetenz erstellt. Dabei wurden in einem ersten Schritt das Alter und das Geschlecht und in einem zweiten Schritt die VSA als Prädiktoren in das Modell aufgenommen. Weiterhin wurden explorative Korrelationen zwischen der VSA und fahrsicherheitsrelevanten kognitiven und nicht kognitiven Faktoren berechnet. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Alter und Geschlecht signifikant die praktische Fahrkompetenz vorhersagen (R2adj = 0.320). Der Einschluss der VSA in einem zweiten Schritt führte zu einem signifikanten Anstieg der erklärten Varianz (R2adj = 0.639). Weiterhin korreliert die VSA signifikant mit fahrsicherheitsrelevanten kognitiven und nicht kognitiven Faktoren. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Wichtigkeit der VSA für die praktische Fahrkompetenz über die Effekte von Alter und Geschlecht hinaus. Darüber hinaus scheint mit steigendem Lebensalter Selbstüberschätzung zuzunehmen, welche wiederum eng mit geringeren kognitiven Leistungen und risikoreicherem Fahrverhalten assoziiert ist.