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Detailergebnis zu DOK-Nr. 81812

Selbstselektion beim Wohnen und die relative Bedeutung von Fahrterwägungen bei der Wahl des Wohnorts in einem autoreduzierten Viertel [Beispiel, Darmstadt] (Orig. engl.: Residential self-selection and the relative importance of travel considerations in the residential choice of a car-reduced neighbourhood)

Autoren M. Klein
T. Klinger
M. Lanzendorf
Sachgebiete 5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen)
6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen
0.8 Forschung und Entwicklung

Transportation Research Part A: Policy and Practice 190 (2021) Nr. 104266, 20 S., 3 B, 10 T, zahlr. Q, Anhang. - Online-Ressource: verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/j.tra.2024.104266

Autoreduzierte Wohngebiete sind ein Instrument der Stadtplanung, um die Zunahme des motorisierten Verkehrs aufgrund des städtischen Wachstums zu begrenzen, indem der Besitz und die Nutzung von Pkw für die Bewohnerinnen und Bewohner weniger attraktiv gemacht werden. Da ein autoreduziertes Leben für manche Menschen attraktiver ist als für andere, können autoreduzierte Stadtteile einer Selbstselektion (residential self-selection, RSS) unterworfen sein. Die Selbstselektion deutet darauf hin, dass Menschen Wohngebiete wählen, die ihre bereits vorhandenen Verkehrseinstellungen und -präferenzen unterstützen, und dass ihr Verkehrsverhalten folglich nicht allein auf die bauliche Umgebung zurückzuführen ist. In vielen Studien über RSS werden Selbstselektionseffekte durch fahrtbezogene Einstellungen operationalisiert. Im Gegensatz dazu gehen die Autoren der Universität Frankfurt am Main davon aus, dass Fahrterwägungen bei der Wohnstandortwahl (travel considerations in residential location choice, TCRC) für diesen Zweck präziser sind. Während sich die Einstellung auf einen mentalen Zustand gegenüber einem Verkehrsmittel bezieht, z. B. eine persönliche Vorliebe für das Radfahren, beschreibt TCRC den tatsächlichen Wunsch, in einem Gebiet zu leben, das z. B. eine fahrradfreundliche Straßengestaltung aufweist. Anhand einer Stichprobe von 339 kurz vorher umgezogenen Bewohnerinnen und Bewohnern eines autoreduzierten Viertels in Darmstadt (die bekannte Lincolnsiedlung) wurde zunächst die Bedeutung von TCRC bei der Wahl dieses Viertels im Vergleich zu anderen Wohnüberlegungen ermittelt. Die Autoren stellen fest, dass TCRC im Vergleich zu Faktoren wie Hausgröße und Preis einen geringeren Einfluss haben. Ein Vergleich von Personen mit geringer und hoher Autoorientierung zeigt jedoch, dass erstere bei der Wahl ihres Wohnviertels eher auf eine autoreduzierte Gestaltung Wert legen. Zweitens wurde festgestellt, dass die Autonutzung der Neubürgerinnen und -bürger nach dem Umzug abnimmt, während die Nutzung von Carsharing zunimmt. Drittens wurde kein signifikanter Unterschied zwischen Einstellungen und TCRC bei der Messung von RSS in den Verhaltensänderungsmodellen gefunden. Was die politischen Implikationen betrifft, so wird die weitere Entwicklung von autoreduzierten Stadtteilen eine Zunahme der Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel unter den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern auslösen und es für Menschen, die bereits selten Auto fahren, einfacher machen, ihre Unabhängigkeit vom Auto zu bewahren.