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Detailergebnis zu DOK-Nr. 62569

100 Jahre Erweichungspunkt Ring und Kugel: was kommt danach?

Autoren R. Guericke
Sachgebiete 9.0 Allgemeines, Prüfverfahren, Probenahme, Güteüberwachung
9.1 Bitumen, Asphalt

Straße und Autobahn 61 (2010) Nr. 7, S. 481-491, 11 B, 1 T, 11 Q

Beim Einsatz von polymermodifizierten Bitumen mit höherem Polymergehalt erweist sich der Erweichungspunkt Ring und Kugel (EP RuK) als unsicheres Merkmal zur Beurteilung der Qualität des Bindemittels und des damit hergestellten Asphalts. Nach rheologischen Kriterien bewertet, weist der Versuch EP RuK Schwachpunkte auf. Unter Anwendung des Dynamischen Scher-Rheometers (DSR) wird ein Prüfverfahren vorgeschlagen, mit dessen Hilfe die Äquisteifigkeitstemperatur bestimmt wird - konform zur Beanspruchung der Asphaltstruktur in der Praxis bei sehr niedriger Schergeschwindigkeit. Die Äquisteifigkeitstemperatur ist bezogen auf die komplexe Viskosität eta* = 1,3 kPa · s und liegt damit auf gleichem Viskositätsniveau wie der EP RuK. Mit dem DSR in der hier beschriebenen Weise gewonnene Prüfergebnisse lassen sich in den langjährig mit dem EP RuK-Versuch erworbenen Daten- und Erfahrungshintergrund einbinden. Um die Verwandtschaft des neuen Bindemittelkennwerts mit dem EP RuK herauszustellen, erhält der mit dem DSR als Äquisteifigkeitstemperatur bestimmte neue "Erweichungspunkt" die Bezeichnung in Kurzform EP DSR 1,3. Die komplexe Viskosität eta* und der Winkel der Phasenverschiebung delta, gemessen mit dem DSR bei sehr niedriger Schergeschwindigkeit, liefern quantifizierbare Merkmale zur Unterscheidung von PmB von nicht modifizierten Bitumen. Für die Auswahl der Bindemittelsorte wird ein verbessertes Verfahren vorgeschlagen. Eingeführt werden abgestufte Anforderungen an die vom Bindemittel aufzubringende Steifigkeit eta* in Abhängigkeit von der Höhe der Verkehrsbelastung. Dadurch werden auch Unterschiede in der Abhängigkeit der Bindemittelsteifigkeit von der Temperatur berücksichtigt.