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Detailergebnis zu DOK-Nr. 80123

Optionswert im Schweizer Personenverkehr: Relevante Größe für wirtschaftliche und politische Entscheide

Autoren S. Kuster
Sachgebiete 0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft
5.17 Bewertungsverfahren (Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen)

Schweizer Jahrbuch für Verkehr 2023. St. Gallen: Institut für Systemisches Management und Public Governance der Universität St. Gallen, 2023, S. 69-86, 2 B, 7 T, zahlr. Q

Menschen schätzen die Verfügbarkeit von Ersatzverkehrsmitteln, selbst wenn sie diese nicht unbedingt nutzen. In der Umweltökonomie wird das Phänomen des nicht-konsumptiven Nutzens als Optionswert bezeichnet und seit Jahrzehnten diskutiert. In der Verkehrsforschung existieren jedoch nur explorative Versuche einer empirischen Erhebung dieser Nutzenkomponente. Dies ist erstaunlich, da politische und wirtschaftliche Entscheide vor dem Hintergrund erheblicher Optionswerte getroffen werden: Investitionen in Infrastrukturen und Verkehrsmittel, aber auch die Ausgestaltung von Abonnementen und Versicherungen schaffen einen Optionsnutzen. Eine repräsentative Untersuchung in der Schweiz zeigt, dass allein auf regelmäßigen Pendelwegen zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz mit einem mittleren Optionswert von CHF 460 pro Person und Jahr gerechnet werden kann. Verkehrsmittel sind wertvoll, weil sie soziale und wirtschaftliche Interaktionen ermöglichen. Individuelle Mobilität kann abgesichert werden, wenn alternative Verkehrsformen bereitstehen. So schätzen beispielsweise Autofahrerinnen die öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV) als Ausweichmöglichkeit, wenn ihr Fahrzeug nicht zur Verfügung steht; Fahrradfahrer nutzen den Postbus als komfortable Alternative bei schlechtem Wetter; ÖV-Nutzende sehen Carsharing als bequeme Möglichkeit für Großeinkäufe und Skiferien. In der Umweltökonomie wird der nicht-konsumptive Nutzen, der sich aus der reinen Verfügbarkeit eines Guts für dessen potenzielle Nutzung ergibt, als Optionswert (OV) oder Optionsnutzen bezeichnet. Die Sicherstellung des künftigen Zugangs zu einer Ressource – sei dies ein Naturschutzgebiet oder eine Verkehrsverbindung – verschafft einen Nutzen. Individuen haben daher eine Zahlungsbereitschaft für die Bereithaltung eines Guts, ohne dieses (im Extremfall) jemals persönlich zu nutzen.