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Untersuchung der Anwendbarkeit von Mischsalzen zur Glättebekämpfung
3.006
IDN 700136
Forschungsstelle Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Bergisch Gladbach
Bearbeiter Moritz, K.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: Juli 1992

Erste Bemühungen, den Streusalzverbrauch sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen zu reduzieren, führten Anfang der 70er Jahre zu Überlegungen, Mischsalz, ein Gemisch aus Natriumchlorid und Calciumchlorid, zur Beseitigung winterlicher Straßenglätte einzusetzen. Man hoffte, durch Mischung der beiden Salze, deren positive Eigenschaften gleichzeitig nutzen und damit insgesamt den Salzverbrauch reduzieren zu können. Natriumchlorid hat bei den üblichen Kältegraden insgesamt die größere Taukapazität, Calciumchlorid wirkt noch befriedigend bei tieferen Temperaturen und der Tauprozeß läuft wegen des exothermen In-Lösung-Gehens und der großen Hygroskopizität schneller an. Besondere Erfolge mit dem Einsatz auf Hochgebirgsstraßen der Alpen veranlaßten den Arbeitskreis "Glättebekämpfung" der Forschungsgesellschaft für das Strassenwesen im Jahre 1973, Mischsalz auch im normalen Winterdienst zu erproben. Auf Vorschlag der Salzindustrie sollte ein Gemisch von 80 % NaCl und 20 % CaCl2 getestet werden. Erwartet wurde, daß mit 2/3 des Gemisches die gleiche Wirkung erzielt werden könne wie mit reinem Streusalz. In umfangreichen Versuchen wurden mit einem in Inzell entwickelten Verfahren die Tauleistungen der beiden Komponenten NaCl(index 2) und CaCl(index 2) sowie des Gemisches bestimmt. Dabei werden normierte Eisplatten bei bestimmten Temperaturen mit dem Taustoff bestreut und nach einer festgelegten Einwirkdauer das erschmolzene Wasser abzentrifugiert. Die Tauleistung wird dann als Quotient aus der Menge des geschmolzenen Eises und der Menge des eingesetzten Salzes bestimmt. Die Versuche bestätigten die genannten Eigenschaften der Einzelkomponenten entsprechend der theoretischen Erwartung. Die Hoffnung, durch den Einsatz von Mischsalz den Taustoffverbrauch um ein Drittel senken zu können, wurde durch die Untersuchungen dagegen nicht erfüllt. Die Bedeutung, die dem Einsatz von Mischsalz damals beigemessen wurde, geht aus einer Reihe anderer Untersuchungen hervor, die im Auftrag des Umweltbundesamtes im Rahmen des Großversuchs "Umweltfreundlicheres Streusalz" von vier unabhängigen Institutionen durchgeführt wurden. Diese Untersuchungen beschäftigten sich mit den Auswirkungen des Mischsalzeinsatzes auf die Korrosion von Kraftfahrzeugblechen, die Korrosion und Schäden an Verkehrsbauwerken, die Verkehrssicherheit und die Vitalität der Straßenbäume. Die Untersuchung der BASt zur Tauleistung, ebenso wie die genannten Untersuchungen im Rahmen des Großversuchs kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, daß der Einsatz von Mischsalz gegenüber dem Streusalz keine Vorteile bringt und insbesondere nicht zur Reduzierung der Winterdienstkosten und der Umweltbelastung durch verringerten Streustoffverbrauch beiträgt. Darüber hinaus wurde von der bayerischen Straßenbauverwaltung, Straßenmeisterei Wolfratshausen, ein umfangreicher Praxistest durchgeführt. Dieser zeigte, daß Mischsalz nur mit erheblichem Mehraufwand (Personal, Gerät, Kosten) und Erschwernissen für das Personal eingesetzt werden kann. Die unbefriedigenden Ergebnisse waren Anlaß zu weiterführenden Überlegungen, wie der Tausalzverbrauch wirkungsvoll reduziert werden kann. Neben einer Reihe technischer Maßnahmen zur Verbesserung der Dosiergenauigkeit der Streugeräte ist es vor allem mit der Einführung der Feuchtsalztechnik gelungen, die sogenannten Wehverluste zu reduzieren. Die Feuchtsalztechnik ist heute zumindest im Bereich der Bundesfernstraßen eingeführt und Stand der Technik. Sie verbindet die erwarteten (aber nicht erfüllten) Vorteile des Mischsalzes mit einer gegenüber dem Mischsalz wesentlich vereinfachten Ausbringetechnik.

Veröffentlichung