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Verbesserung der Straßenwetterprognose durch Einbeziehung der Messwerte von Glättefrüherkennungssystemen
3.205
IDN 705542
Forschungsstelle Technische Hochschule Darmstadt, Fachgebiet Straßenentwurf und Straßenbetrieb (Prof. Dr.-Ing. W. Durth)
Bearbeiter Bach, V.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: Dezember 1991

Im Auftrag des Bundesministers für Verkehr wurden straßenbetriebliche Fragen, die sich durch den Einsatz eines Straßenzustands- und Wetter-Informationssystems (SWIS) beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ergeben, untersucht. In die Untersuchung sind neun Autobahnmeistereien mit und ohne Zugriffsmöglichkeit auf SWIS einbezogen. Die Auswertung der Wettervorhersagen ist auf die Autobahnmeistereien des LWL beschränkt. Gegenüber dem Zeitraum vor der Inbetriebnahme von SWIS ist bei den Wettervorhersagen quantitativ keine Verbesserung der Prognosegenauigkeit erzielt worden. Die Prognosen werden oft zur sicheren Seite hin erstellt. Bei den Glättearten unterscheidet sich die Prognosegenauigkeit wesentlich. Im Winter 1990/91 wurde Schneeglätte/ Schneematsch gut vorhergesagt. Der Anteil der nichtzutreffenden Prognosen der Reifglätte ist dagegen sehr hoch (74 %). Die Qualität der Wettervorhersagen hat sich nach Meinung der Autobahnmeister entscheidend verbessert. In einem milden Winter erhöht sich das Verhältnis der Zahl der Kontrollfahrten zu der Zahl der Räum- und Streufahrten. Die Zahl der Kontrollfahrten auf trockener Fahrbahn war fast doppelt so hoch wie der Anteil auf nasser Fahrbahn. Mit dem Einsatz von Glättemeldeanlagen kann die Zahl der Kontrollfahrten gesenkt werden. Über 50 Prozent der Winterdiensteinsätze sind bei den Autobahnmeistereien des LWL im Winter 1990/91 durch Glättemeldeanlagen ausgelöst worden. Die verschiedenen Bereitschaftsformen wirken sich auf die Einbeziehung von Wettervorhersagen bei der Planung unterschiedlich aus. Die feste Einteilung von Bereitschaftspersonal auf einem hohen Grundniveau hat beim LWL dazu geführt, daß die SWIS-Wettervorhersagen in dem milden Winter 1989/90 bzw. einzelnen milden Monaten des Winters 1990/91 an Bedeutung verloren haben. Die Auswertung der Formblätter und Streuberichte hat ergeben, daß auch mit dem Einsatz von Glättemeldeanlagen vor einem Winterdiensteinsatz noch große Zeitverluste entstehen. Bei einer Überprüfung des Straßenzustandes durch die Polizei betragen sie im Durchschnitt noch mehr als 25 Minuten. Die Fahrtzeit des Bereitschaftspersonals von der Wohnung zum Autobahnmeistereigehöft beträgt durchschnittlich 30 Minuten. Durch eine frühe Benachrichtigung des Bereitschaftspersonals läßt sich der Winterdiensteinsatz vor den Glättebeginn verschieben. Zeitgewinne wirken sich hauptsächlich auf die Verkehrssicherheit aus. Für die 15 Autobahnmeistereien des LWL ergibt sich z.B. ein volkswirtschaftliches Einsparungspotential von über 8 Mio. DM pro Winter. Das theoretische Einsparungspotential bei den Bereitschaftsstunden lag im Winter 1990/91 in Abhängigkeit der Bereitschaftsform zwischen 21.000 DM und 256.000 DM. Die Untersuchung hat gezeigt, daß zur Vorhersage des regionalen Wettergeschehens kleinräumige, numerische Prognosemodelle zur Vorhersage eingesetzt werden müssen. Es ist wichtig, daß bisherige Straßenzustands- und Wetter-Informationssystem um die Komponente "Straßenzustandsprognose" zu ergänzen. Als Folge einer verbesserten Entscheidungsgrundlage durch genauere Prognosen müssen auch die Entscheidungsmöglichkeiten bei der Festlegung der Bereitschaftsstärke flexibler werden. Es empfiehlt sich eine Kombination von Ruf- und Arbeitsbereitschaft. Mit der Einrichtung von Winterdienstleitzentralen lassen sich Wetterentwicklungen großräumiger überwachen und von dort Winterdiensteinsätze koordinieren und dirigieren. Der technische Standard von Überwachungssystemen erfordert den Einsatz qualifizierten Personals.

Veröffentlichung