0515 237 | |
Fahrstreifenweise unterschiedliche Stauausbreitung auf Autobahnen | |
3.570 | |
IDN 709353 | |
Forschungsstelle |
Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Verkehrswesen - Planung u. Management (Prof. Dr.-Ing. J. Geistefeldt) Ingenieurbüro Schwietering, Aachen |
---|---|
Bearbeiter |
Geistefeldt, J. Schwietering, C. Löbbering, D. Marnach, H. |
Auftraggeber |
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Bonn |
Stand | Abschluss: April 2024 |
Staus auf Autobahnen können in Einzelfällen auf den Hauptfahrstreifen beschränkt sein, während der Verkehr auf den Überholfahrstreifen weitgehend fließend ist. Mögliche Ursachen solcher Fahrstreifenstaus sind unter anderem Baustellenverkehrsführungen oder überlastete Ausfahrten. Die großen Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Fahrstreifen beeinträchtigen sowohl den Verkehrsablauf als auch die Verkehrssicherheit. Daher wurden in der Untersuchung die Ausprägung von Fahrstreifenstaus auf Autobahnen empirisch untersucht und Maßnahmen zur Vermeidung von Fahrstreifenstaus entwickelt. Eine netzweite Untersuchung der Verkehrsdaten von Dauerzählstellen auf Autobahnen in NRW und Hessen ergab, dass Fahrstreifenstaus ein eher seltenes und örtlich begrenztes Phänomen sind. Im Ergebnis einer detaillierten Analyse von Fahrstreifenstaus auf zwölf Untersuchungsstrecken zeigten sich inhomogene Charakteristika der Fahrstreifenstaus, welche sich hinsichtlich ihrer Entstehung, der mittleren Dauer, des Geschwindigkeitsniveaus sowie der mittleren Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Fahrstreifen unterschieden. Ein Großteil der auftretenden Fahrstreifenstaus ist auf überlastete Ausfahrten oder Baustellenverkehrsführungen mit einer Breitenbeschränkung des Überholfahrstreifens zurückzuführen. Eine Unfallanalyse für drei Untersuchungsstrecken ergab ein fünf- bis neunmal größeres Unfallrisiko im Zustand des gestauten Verkehrs verglichen mit dem fließenden Verkehr. Die Unfallkenngrößen waren in Zeiträumen mit Fahrstreifenstaus um 6 bis 135 % größer als in Zeiträumen mit Stau über den gesamten Richtungsquerschnitt. Im Rahmen einer qualitativen Analyse des Verkehrsgeschehens während Fahrstreifenstaus auf den zwölf Untersuchungsstrecken wurden anhand von Videoaufnahmen wiederkehrende sicherheitskritische Fahrstreifenwechsel beobachtet, welche sich insbesondere an im Ausbreitungsbereich von Fahrstreifenstaus gelegenen Ein- und Ausfahrten ereigneten. Fahrstreifenstaus lassen sich mit gegenwärtigen Simulationsmodellen aufgrund der fehlenden Möglichkeiten zur Abbildung von taktischem Fahrverhalten sowie von Interaktionen zwischen Fahrzeugen auf Fahrstreifen mit unterschiedlichen Verkehrszuständen nicht realitätsnah abbilden. Um den verkehrlichen Sonderfall eines Fahrstreifenstaus auf einer Autobahn korrekt abbilden zu können, wäre sowohl eine Weiterentwicklung der klassischen Fahrverhaltensmodelle als auch eine Ergänzung der Simulationssoftware um Modelle für das taktische Fahrverhalten während Fahrstreifenstaus notwendig. Bauliche Maßnahmen zur Vermeidung von Fahrstreifenstaus wie eine Aufweitung der verursachenden Engstelle sind potenziell am wirksamsten, aber gleichzeitig mit einem hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Als kurzfristig umsetzbare Lösung zur Minderung der negativen Auswirkungen von Fahrstreifenstaus auf den Verkehrsablauf und die Verkehrssicherheit kommen Maßnahmen der Verkehrsregelung und Verkehrssteuerung in Betracht. |
|
Veröffentlichung |