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Wert und Entwicklungsmöglichkeiten straßennaher Biotope für die Tierwelt | |
2.104 | |
IDN 703434 | |
Forschungsstelle |
Systematisch-Geobotanisches Institut, Universität Göttingen (Prof. Dr. Runge) |
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Bearbeiter |
Sayer, M. Schaefer, M. |
Auftraggeber |
Bundesministerium für Verkehr, Bonn |
Stand | Abschluss: März 1989 |
Zehn verschiedene Straßen- und Autobahnböschungen waren Gegenstand einer v.a. mittels Bodenfallen und Bodenproben durchgeführten tierökologischen Untersuchung von Mai 1985 bis November 1987. Auf einer Möhren-Glatthafer-Böschung, einer Rotschwingel-Böschung und einer Brennessel-Böschung wurden zusätzlich jeweils vier Pflegeverfahren der Vegetation bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Tierwelt untersucht. Die auf je 50 m langen Abschnitten eingesetzten Maßnahmen waren: einfache herbstliche Mahd mit und ohne Abfuhr des Mähgutes (M1, Mulch), zweifache Mahd mit Abtransport (Juni und August, M2) sowie Brache (BR). Aus den im einzelnen untersuchtenTiergruppen wurden rund 750 verschiedene Arten als Bewohner der Straßenrandbereiche festgestellt. Schwerpunkte der quantitativen Untersuchungen bildeten die Regenwürmer, v.a.räuberische epigäische Arthropoden ( Spinnen, Käfer), und pflanzenfressende Bewohner der Vegetationsschicht (Zikaden,Wanzen, Heuschrecken). Die Fauna der Böschungen wird innerhalb einzelner Tiergruppen nach ihrer Herkunft und Qualität charakterisiert. Danach kommt sowohl mageren und südlich exponierten Böschungen als auch Straßenrändern in der Agrarlandschaft ein größerer Wert zu, während insgesamt eurytope, wenig anspruchsvolle Arten überwiegen. Nach Parametern wie Artenzahl, Abundanz und Dominanzstrukturenweisen die einzelnen Tiergemeinschaften insgesamt übliche Merkmale der Wiesen- und Brachflächenfaunen auf. Für einzelne Standorte und Tiergruppen waren demgegenüber hinsichtlich der Artenzahl oder Siedlungsdichte Absenkungen festzustellen.Dabei läßt die räumliche Verteilung der Tiere keine generellen Schadwirkungen seitens der Straße über Bankette und Muldenbereich hinaus erkennen; eine Zonierung längs der Fahrbahnen erscheint primär durch reliefbedingte Gradienten in der Ausprägung abiotischer Faktoren ( Mikroklima, Bodenfaktoren) und der Vegetation bestimmt. Für Spinnen, Käfer, Zikaden und Heuschrecken wurden im Pflegeversuch z.T.gegenläufige Reaktionen in der Siedlungsdichte, im Artenbestand sowie Strukturmerkmale der Populationen festgestellt. Als wichtige Größen sind ein temporärer, genereller Störungseffekt sowie längerfristig die Veränderung der bodennahen Strukturen (Streuschicht, Grasfilz,Mulchdecke) durch die Mahd zu nennen. Diese sind standörtlich unterschiedlich, und zwar nach dem Vegetationstyp der Böschungen und der landschaftsräumlichen Situation, zu bewerten: Mittels der zur Verfügung stehenden Kriterien ist z.B. die Mahd (M2, M1) der mageren, trockenen Rotschwingel-Böschung positiv zu werten; auf der Brennessel-Böschung ist dagegen von einem negativen Eingriff in Artenbestand und Siedlungsdichte vieler Gruppen auszugehen. Wirksame Veränderungen in der Zusammensetzung der Vegetation, dem Stoffhaushalt der Systeme und den Nahrungsressourcen in Boden-, Streu- und Vegetationsschicht sind nur mit längerer Dauer der Versuche zu erwarten und deuten sich erst an. Demgegenüber können nur vorläufige Empfehlungen ausgesprochen werden. Vor allem erscheint eine standörtlich differenzierte Pflege unter Berücksichtigung der an die Böschungen grenzenden Landschaftsbestandteile notwendig. Generell sollte dabei auch ein räumlicher und/oder zeitlicher Wechsel, z.B. der Maßnahmen M2 und BR, gegenüber großräumig gleichförmigem Management angestrebt werden. |
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Veröffentlichung | Sayer, M.; Schaefer, M.: Wert und Entwicklungsmöglichkeiten straßennaher Biotope für Tiere I. Forschung Straßenbau undStraßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 569, 1989, 64 S. |