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Möglichkeiten und Grenzen standortgemäßer Vegetationsentwicklung auf Straßenbegleitflächen unter dem Einfluss extensiver Pflegemaßnahmen (Teil 2)
2.119
IDN 703742
Forschungsstelle Universität Göttingen, Systematisch-Geobotanisches Institut (Prof. Dr. Runge)
Bearbeiter Mederake, R.
Schmidt, W.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: September 1991

Auf 37 Dauerversuchsflächen wurde von 1984-1989 in typischen Landschaftsräumen der Bundesrepublik Deutschland die Vegetationsentwicklung bei Brache und unter dem Einfluß von fünf verschiedenen, überwiegend extensiven Pflegemaßnahmen (Mähen im Juni bzw. August, Mulchen im Juni bzw. August, zweimal Mähen im Juni und August) getestet. Zusätzlich erfolgten umfangreiche Untersuchungen zur Charakterisierung der Nährstoffversorgung, insbesondere der Stickstoffversorgung der Straßenrand-Vegetation (Bestimmungen der Erträge, der Stickstoffentzüge durch die Mahd, der Stickstoff-Nettomineralisation, des Stickstoffeintrages) und beispielhaft die Analyse der Salz- und Schwermetallbelastungen des Mähgutes und des Bodens. Die Straßenrandvegetation erweist sich in Abhängigkeit vom Standort ausreichend bis sehr gut mit Stickstoff versorgt. Eine Aushagerung ( Nährstoffverarmung) der Straßenböschungendurch die Mahd ist bei den sehr gut nährstoffversorgten Brennessel- und Brennessel-Glatthafer-Straßenböschungen ausgeschlossen und auch bei den Schafschwingel- und Möhren- Glatthafer-Straßenböschungen nährstoffarmer bzw. mäßignährstoffreicher Standorte nur ausnahmsweise und langfristig möglich. Bei den mäßig aufwuchsreichen Möhren-Glatthafer-Straßenböschungen wirkt sich das Mähen, insbesondere bei zweimaligen Schnitt, sehr günstig auf die Gesamtartenzahl und die Deckungsanteile niedrigwüchsiger, konkurrenzschwacher Grünlandkräuter aus. Demgegenüber nahm der Deckungsanteil der niedrigwüchsigen, konkurrenzschwachen Kräuter auf den Mulchvarianten ab, weil diese Arten oft unter der sich nur langsam abbauenden Mulchdecke ersticken. Noch ungünstigere Bedingungen für diese Artengruppe findet man auf den Brachevarianten. Hier ging darüber hinaus sehr oft auch die Artenzahl zurück. Auf den meist frischen Standorten der Brennessel- und Brennessel-Glatthafer-Straßenböschungen verläuft die Zersetzung der Mulche sehr schnell, so daß sich auf den Mulch- und Mähvarianten ähnliche Entwicklungen zeigen. Die Unkräuter und Ruderalarten wurden starkzurückgedrängt und die schnittverträglichen Grünlandgräser gefördert. Bei Brache konnten im Gegensatz dazu Hochstaudender Stickstoff-Krautfluren ihren schon zu Versuchsbeginn hohen Deckungsanteil auf Kosten der Grünlandarten noch weitersteigern. Die Schafschwingel-Straßenböschungen zeigen wegen ihrer Heterogenität kaum gemeinsame Trends in der Vegetationsentwicklung. Die jüngeren Rotschwingel-Straßenböschungen verändern sich noch sehr rasch und lassen sich durch die Pflege nur teilweise beeinflussen. Innerhalb von fünf Jahren konnten durch die verschiedenen Pflegemaßnahmen zum Teil beachtliche Veränderungen imPflanzenbestand herbeigeführt werden. Allerdings ist bei einer weiter fortschreitenden Intensivierung der Landwirtschaft und des Verkehrs auch durch eine differenzierte, auf die jeweilige Lebensgemeinschaft zugeschnittene Pflege nur eine sehr begrenzte Aufwertung der Straßenränder im Sinne des Naturschutzes zu erwarten.

Veröffentlichung Mederake, R.; Schmidt, W.: Pflege-Versuche zur Sukzessionslenkung auf Straßenbegleitflächen. Untersuchungszeitraum 1984-1989. Schriftenreihe Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 618, 1992.