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0507 150
Ermittlung und Beurteilung straßenbedingter Auswirkungen auf die Lebensräume von Tieren und Pflanzen
2.125
IDN 703786
Forschungsstelle Universität Stuttgart, Institut für Landschaftsplanung (Prof. Dr. G. Kaule)
Bearbeiter Reck, H.
Kaule, G.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: Juni 1993

Das Ziel des FE-Vorhabens war es, praktikable Beurteilungsverfahren zur Berücksichtigung der Belange des Arten- und Biotopschutzes in der Straßenplanung (UVS und LBP) zu entwickeln. Darin enthalten sind Grundlagen zur Wirkungsabschätzung, Vorschläge zu Methoden der Bestandserfassung, zu Methoden der Bestandsbewertung und zur Durchführung einer Risikoanalyse und ihrer planerischen Umsetzung. Die Problemlösung stand im Vordergrund, nicht die Ursachenforschung. Zunächst wurden aktuelle Planungen (i.d.R.aus den Jahren 1980 bis 1989) analysiert. Im Ergebnis musste festgestellt werden, dass in sehr großem Umfang Fehlbeurteilungen der Belange des Arten- und Biotopschutzes vorliegen. Dies erfordert die Erstellung eines Handlungsrahmens, der dazu dient, Analysen soweit vorzustrukturieren, dass mit großer Sicherheit die Risiken in einer Planung erkannt und gegeneinander abgewogen werden können. Dazu wurden, getrennt nach Wirkfaktoren (Baufeld, Emissionen der Baustelle, Änderung des Wasserhaushaltes, Überbauung von Lebensräumen, Straßenbegleitflächen, Klimaveränderungen, Barriereeffekt/ Flächenzerschneidung, betriebsbedingte Emissionen, Erschließungs- und weitere Folgewirkungen) die bisherigen Kenntnisse zu deren Auswirkungen ausführlich dargestellt und die für eine Wirkungsanalyse jeweils entscheidenden Beurteilungskriterien abgeleitet. Als Originalarbeit wurde u.a. die Auswirkung des Barriereeffektes auf Wirbellose der Makrofauna untersucht. Wesentlich ist, dass der Neubau von Straßen lokal jeweils ganz individuelle Reaktionen der betroffenen Lebensgemeinschaften zur Folge hat. Um diese zu prognostizieren, sind Kenntnisse zum Vorkommen repräsentativer Anspruchstypen der Tier- und Pflanzenwelt unabdingbar. Deshalb wird auf der Basis von aktueller Literatur, von Expertenkolloquien und Praxistests eine Standardauswahl von Deskriptoren (Artengruppen) zur Bioindikation vorgeschlagen. Für diese Deskriptoren (und zahlreiche weitere für spezielle Planungsfälle) wird ausführlich beschrieben, welche Indikationsleistung ihnen jeweils zuzuordnen ist und welche Methoden der Bestandserfassung für bestimmte Planungsebenen vorgeschlagen werden. Dazu gehören auch Kriterien zur Abgrenzung von Untersuchungsgebieten und -zeiträumen. Für die notwendige Bestandsbewertung hat sich in den Praxistests die von Kaule (1986) vorgeschlagene Skala bewährt. Im FE-Vorhaben wurden Orientierungswerte insbesondere für die Bewertung aufgrund der Vorkommen von Tierarten entwickelt und getestet. Für die Ermittlung der Schwere von Konflikten werden Beurteilungs-Matrizen aufgestellt. Notwendige Kompensationsmaßnahmen müssen sich an den Ansprüchen der empfindlichsten und anspruchsvollsten wertgebenden Populationen orientieren, sie werden damit funktional entsprechend den verursachten Beeinträchtigungen hergeleitet. Für alle behandelten Planungsebenen sind Vorgaben für nachvollziehbare und auf vergleichbaren Beurteilungskriterien basierende Analysen dargestellt; Check-Listen zum dafür notwendigen Inhalt erleichtern die Handhabung.

Veröffentlichung Kaule, G.: Straßenplanung und Landschaftsplanung. Die Bedeutung und Berücksichtigung des Arten und Biotopschutzes für die Planung von Straßen. Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik ( BMV, Bonn) H. 636, 1993, S. 1-5; Reck, H.: Standardprogramm zur Beurteilung der Belange des Arten- und Biotopschutzes in der Straßenplanung. Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 636, 1993, S. 7-37; Reck, H.; Kaule, G.: Straßen und Lebensräume. Ermittlung und Beurteilung straßenbedingter Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und ihre Lebensräume. Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 654, 1993, 230 S.