Zurück Vor
0512 116
Experimentelle Untersuchung zum Einfluss der Querneigung von Fahrbahnen auf das Bremsverhalten von Pkw bei hohen Fahrgeschwindigkeiten
4.107
IDN 703211
Forschungsstelle Technischer Überwachungs-Verein (TÜV) Rheinland e.V., Institut für Verkehrssicherheit, Köln (Prof. Dr.-Ing. K. Rompe)
Bearbeiter Schindler, A.
Stall, E.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: März 1987

Ziel der Untersuchung war die Ermittlung und Bewertung der fahrdynamischen Auswirkungen einer zur Kurveninnen- bzw. Kurvenaußenseite angelegten Fahrbahnquerneigung auf das Bremsverhalten von Pkw bei hohen Fahrgeschwindigkeiten. Testsituation war das genormte objektive Fahrmanöver "Bremsen aus stationärer Kreisfahrt". Die Fahrversuche wurden mit einem Frontantriebsfahrzeug und einem Fahrzeug in Standardbauweise durchgeführt. Als Versuchsstrecken standen Kurvenanlagen auf der Bundesautobahn BAB A1 zur Verfügung, ergänzende Versuchsfahrten erfolgten auf dem Testgelände der VW AG. Die Versuchsergebnisse zeigen, daß mit den Bewertungskriterien für das Testverfahren "Bremsen ausstationärer Kreisfahrt" zwar Einflüsse der Fahrbahnquerneigung auf das Bremsverhalten von Pkw erkennbar sind, diese aber unter den gegebenen Versuchsbedingungen auch bei höheren Anforderungen an das Querführungsvermögen nur gering sind. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Versuchsergebnisse nur den Zeitraum bis zu 2 s nach Betätigendes Bremspedals, d.h. den Zeitabschnitt, in dem eine Fahrerreaktion auf durch den Bremsvorgang verursachte Störungen des Kursverlaufs erfolgt, beschreiben. Aus den Ergebnissen lassen sich keine Hinweise darauf ableiten, daß die derzeit gültigen Richtlinien für die Verwendung negativer Querneigungen geändert werden müssen. Weitergehende Aussagen zur Festlegung von Mindestradien, bei denen eine zur Kurvenaußenseite gerichtete Querneigung als unbedenklich zu erachten ist, lassen sich aus den Ergebnissen nicht ableiten. Aus den Versuchen wird jedoch erkennbar, daß unter fahrdynamischen Bedingungen, wie sie bei Autobahnfahrten vorliegen, die Fahrzeugreaktion auf den Bremsvorgang mehr durch fahrzeugspezifische Parameter bzw. durch Aktionen des Fahrers bestimmt wird als durch Einflüsse aus den vorliegenden Querneigungsverhältnissen. Die Frage nach den zulässigen Mindestradien in bezug auf die Anlage einer negativen Querneigung kann nach den gewonnenen Erfahrungen nicht durch Fahrversuche beantwortet werden, da der Aufwandzur Durchführung solcher Versuche auf einer Vielzahl von im Verkehr befindlichen Kurvenradien unter definierten niedrigen Griffigkeitsbedingungen (Eis) und bei verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten zu hoch ist. Es wird daher vorgeschlagen, diese Problematik mit Hilfe eines Simulationsmodells zu klären, um in Abhängigkeit von Radius, Fahrgeschwindigkeit, Querneigung und Griffigkeit ein Kennfeld für die fahrdynamische Reaktion zu ermitteln. Die hier dargestellten Meßergebnisse sollten dabei als Stützwerte für die Rechnung dienen, so daß ausreichende Genauigkeit des rechnerischen Verfahrens damit sichergestellt werden kann.

Veröffentlichung