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Bestimmung von situationsbezogenen Sicherheitskenngrößen im Straßenverkehr | |
2.8731 | |
IDN 704536 | |
Forschungsstelle |
Universität Regensburg, Institut für Psychologie |
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Bearbeiter |
Piechulla, W. Dahmen-Zimmer, K. Zimmer, A. Körndle, H. Bengler, K. Karsten, M. Wagenpfeil, Th. Gatt, I. Flessa, St. Ehrl, K. |
Auftraggeber |
Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) |
Stand | Abschluss: Juli 1996 |
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Bestimmung von Sicherheitskenngrößen allein aufgrund der Bewertung der physikalischen Gegebenheiten (z.B. der ingenieurwissenschaftlichen Vorgaben für die straßenbauliche Gestaltung) nicht ausreicht, sondern zusätzlich psychologische Gesetzmäßigkeiten (z.B. die Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit und Informationsverarbeitungskapazität) mit einzubeziehen sind.Außerdem sollten physiologische und psychologische Verhaltensmerkmale der schwächsten Verkehrsteilnehmer (Kinder) sowie typische Verhaltensfehler (charakteristische Fahrfehler jüngerer und älterer Autofahrer) mit berücksichtigt werden. Insgesamt lassen sich situative Sicherheitskenngrößen sinnvollerweise danach kategorisieren und bewerten, in welcher Weise sie das Verhalten der Verkehrsteilnehmer induzieren und steuern. Wirksamste Sicherheitskenngrößen sind solche straßenbauliche Gestaltungsmerkmale, die das Verhalten der Verkehrsteilnehmer durch direkte bauliche Maßnahmen (forcing functions) so beeinflussen, dass regelwidrige bzw. potenziell gefährliche Fahrmanöver gar nicht zugelassen oder wenigstens stark reduziert werden. Weniger wirksam als bauliche Maßnahmen zur direkten (und im Extremfall nicht zu umgehenden) Steuerung des Fahrverhaltens sind Maßnahmen, die zu einer unbewusst wirksamen Verhaltensänderung führen (z.B. "optische Bremse", "optische Verengung" einer Straße oder die Gestaltung der Fahrbahnränder zur Veränderung der wahrgenommenen Winkelgeschwindigkeiten). Am wenigsten wirksam sind die Maßnahmen, die auf eine bewusste Verhaltensänderung abzielen (z.B. Verkehrsschilder), da die zu verarbeitende Informationsmenge und damit der kognitive Aufwand hier am größten sind, und im manchen Fällen die Aufnahme- bzw.Verarbeitungskapazität des Kraftfahrzeugführers überschritten werden kann. Die Bedeutsamkeit straßenbaulicher Maßnahmen für fahrerische Sicherheitskenngrößen sind beispielhaft für den Bereich der Gestaltung von Radfahrfurten an Kreuzungen, innerstädtischen Tempo-30-Beschränkungen und das Querungsverhalten von Fußgängern untersucht worden. Zur experimentellen Untersuchung der Auswirkung von Sicherheitskenngrößen ist ein Großbildvideofahrstand entwickelt worden, in dem durch Bedienung des Gas- und Bremspedals die "Fahrlaufgeschwindigkeit" gesteuert werden kann. Die Validität dieses Fahrstandes ist durch den Vergleich mit Verhaltensdaten aus einem Feldversuch bestimmt worden; dabei ergibt sich im Vergleich korrespondierender Situationen eine Korrelation von .978. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass experimentelle Versuchsanordnungen erstellt worden sind, die in valider Weise geeignet sind, die Auswirkung von Sicherheitskennzeichen auf das Fahrverhalten, insbesondere die Geschwindigkeitsregulation zu untersuchen. Auf Dauer sollte neben dem Sicherheitsmerkmal angepasste Geschwindigkeit auch noch das Merkmal der reliablen Spurführung untersucht werden. |
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Veröffentlichung | Dahmen-Zimmer, K.; Zimmer, A.; Körndle, H.: Bestimmung von situationsbezogenen Sicherheitskenngrößen im Straßenverkehr. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Mensch und Sicherheit H. 78, 1997, 73 S. |