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Entwurfsstandards für Knotenpunkte an Ortsumgehungen
2.139
IDN 705725
Forschungsstelle Universität Hannover, Institut für Verkehrswirtschaft, Straßenwesen und Städtebau (Prof. Dr.-Ing. R. Schnüll)
Bearbeiter Richter, T.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: Dezember 1992

Die geltenden Entwurfsrichtlinien für Knotenpunkte und Streckenabschnitte differenzieren die Elemente der Linienführung, die Querschnitte und die Knotenpunkte vorrangig nach Straßenkategorien und Verkehrsstärken. Aus diesem Grunde wurden Empfehlungen für den Entwurfsstandard von Knotenpunkten an Ortsumgehungen in der Forschungsarbeit abgeleitet, die neben den Knotenpunktformen auch den Einflußknotenpunktfreier Streckenabschnitte in eine ganzheitliche Abwägung der Einflußfaktoren aus den Zielfeldern Verkehrssicherheit, Verkehrsablauf, Umweltverträglichkeit,Wirtschaftlichkeit und Verbindungsqualität einbeziehen. Neben der Auswertung vorhandener Untersuchungen wurden aufgrund fehlender Forschungsergebnisse in einigen Bereichen empirische Untersuchungen durchgeführt. An Knotenpunkten nach der Grundform IV wurden viele schwere Unfälle von Linksein- und -abbiegern mit dem bevorrechtigten Verkehr beobachtet. In den Knotenpunkten wurden deutlich zu hohe Geschwindigkeiten beobachtet, die von wartepflichtigen Fahrzeugführern bei ungünstigen Blickwinkeln nicht richtig eingeschätzt werden können. Untersuchungen zur Zeitlückenannahme ergaben, daß bei höheren Geschwindigkeiten im Hauptstrom kleinere Zeitlücken angenommen werden. Die Grenzweglücken dagegen waren bei höheren Geschwindigkeiten länger, so daß anzunehmen ist, daß die Fahrzeugführer mehr die zur Verfügung stehenden Weglückenund weniger die Zeitlücken abschätzen. Für Linkseinbieger wurden bei längeren Wartezeiten in allen Geschwindigkeitsklassen kleinere Grenzzeit- und Grenzweglücken gemessen. Somit war bei längeren Wartezeiten eine erhöhte Risikobereitschaft zu beobachten, die besonders bei stark belasteten Knotenpunkten zu vielen schweren Unfällen führte. In bisherigen Untersuchungen wurden die Knotenpunkte und die knotenpunktfreien Streckenabschnittese parat behandelt, ohne die gegenseitigen Abhängigkeiten zu beachten. Diese wurden mit Messungen zum Verkehrsablauf und Unfalluntersuchungen analysiert. Auf den knotenpunktfreien Streckenabschnitten der Ortsumgehungen mit signalisierten Kreuzungen wurden deutlich geringere Geschwindigkeiten und Unfallkostenraten als bei den Ortsumgehungen mit Knotenpunkten nach der Grundform IV ermittelt. Offenbar provozieren aufwendig ausgebaute Knotenpunkte auch auf den knotenpunktfreien Streckenabschnitten ein hohes Geschwindigkeitsniveau, das dort zu Sicherheitseinbußen führt. Zügig ausgebaute Strecken provozieren wiederum ein hohes Geschwindigkeitsniveau in den Knotenpunkten, was dort erhebliche Sicherheitseinbußen nach sich zieht (s.o.). Mit Hilfe von Vorher-Nachher-Untersuchungen wurden die Auswirkungen der Signalisierung von Knotenpunkten nach der Grundform IV auf den Verkehrsablauf und die Verkehrssicherheit untersucht. Beim punktuellen Einsatz von Lichtsignalanlagen ist mit keiner Beruhigung des Verkehrsablaufes auf der Gesamtstrecke zu rechnen. Bei der durchgehenden Signalisierung verringert sich dagegen das Geschwindigkeitsniveau in den Knotenpunkten und auf den knotenpunktfreien Streckenabschnitten signifikant. Zur Beseitigung von Unfallhäufungspunkten oder Leistungsfähigkeitsdefiziten ist daher die Signalisierung eines einzelnen Knotenpunktes nach der Grundform IV eine gute Lösung, ohne daß sich dadurch der Verkehrsablauf wesentlich beeinflussen läßt. Bei der durchgehenden Signalisierung beruhigt sich der Verkehrsablauf, die mittleren Pkw- Reisegeschwindigkeiten sinken deutlich und es ist mit einer Verbesserung der Verkehrssicherheit zu rechnen. Mit moderner Signaltechnik können auch an stark belasteten Ortsumgehungen mittlere Pkw-Reisegeschwindigkeiten um 70 km/h erreicht werden. Als Ergebnis der Forschungsarbeit wurden Empfehlungen erarbeitet, die differenziert nach den mittleren Pkw-Reisezeiten und Knotenpunktbelastungen verschiedene Knotenpunktgrundformen in Abhängigkeit von Knotenpunktabständen, einzelnen Elementen, den Umfeldern und den übrigen Bewertungskriterien aus den o.g. Zielfeldern anbieten.

Veröffentlichung Richter, T.: Entwurfsstandards für Knotenpunkte an Ortsumgehungen. Schriftenreihe Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik ( BMV, Bonn) H. 653, 1993, 162 S.